Ich denke, hier werden 2 grundlegende Fragen miteinander vermischt oder sogar als a) oder b) hingestellt, die aber durchaus auch a) und b) sein könnten. Als Metapher reden wir über eine bequeme Autobahnfahrt, und der eine sagt, wir brauchen eine gute Straße ohne Schlaglöcher und der andere redet vom bequemen Autositz. Da haben beide Faktoren Einfluss auf die Fahrt, aber im Endeffekt haben beide nicht viel gemeinsam.
Die vorgeschlagenen Linsen und Sensoren sorgen garantiert für ein besseres Gesamtbild, und bei Stillleben oder Foto-Artigem Content, wie Greenscreen Talking Head Content vor Standbildern ist das garantiert auch der allerbeste Weg um ein besseres Video hinzubekommen. Ihr zwei, @fisheyeadventures und @Fotomo seid Fotografen, bei Euch ist immer die Kamera und auch die Linsen klar im Vordergrund. Verstehe ich auch total, für ein Foto, Makro- oder SloMo-Aufnahmen ist eine gute Kamera und eine Auswahl an Linsen das A und O. Bei Eurer Arbeit sind die Daten wichtig, wie viel Licht auf dem Sensor landet und wie der Sensor diese Daten auflöst.
Auch bei diesen Aufnahmen des Threaderstellers wird das Gesamtbild davon profitieren, wenn man einen guten Sensor hat, wenn man mit Linsen mehr Licht einfängt, das Bild aufhübscht oder zoomt, etc. Ich bin kein Fotograf, hab da höchstens Halbwissen, wenn es um Fotografie geht. Aber da geht garantiert eine Menge, um die Bildqualität der Einzelbilder im Video zu verbessern. Das ist Euer Fachgebiet, da möchte ich auch gar nichts gegen sagen. Ihr seid Experten für die Bildqualität in Einzelbildern, daran gibt es gar nichts zu drehen.
Wenn sich aber im Videomaterial sehr viel bewegt und das konstant und sehr schnell, wie in den Zugfahrten des Threaderstellers oder in der 120 FPS Aufnahme eines Actiongames, geht es um die Bildqualität im verarbeiteten Videomaterial und vor allem auch um die Re-codierungen seitens YouTube nach dem Upload bei YouTube. Hier müssen pro Bildwechsel im Digital-Video sehr viele Daten geändert werden. Je mehr Pixel sich von einem Bild zum nächsten ändern, desto mehr Daten braucht es, um diesen Übergang unverpixelt darzustellen. Hier hilft keine Linse, hier hilft kein Sensor, hier hilft nur eine Erhöhung der Datenmenge pro Sekunde. Hier gehen wir weg von Fotografie und Kamera-Wissen hin zu Datenverarbeitung und Informatik, und da kenn ich mich ein wenig besser aus, als bei Kameras.
Wenn die Datenrate nicht ausreicht, um alle Pixelveränderungen darzustellen, werden benachbarte Pixel miteinander verrechnet. Da die Datenmenge pro Sekunde dann nicht ausreicht, um alle Pixel mit korrekten Werten darzustellen, werden Pixel zusammengefasst und Bildqualität geht verloren und dann entstehen Artefakte im Video Material. Ein Problem, das bei Standbildern nicht und bei sich sehr langsam bewegendem Material fast gar nicht sichtbar wird. Und bei Aufnahmen in denen sich nur ein kleiner Teil des Bildes bewegt, sich etwas langsam bewegt oder fast gar nichts bewegt wird, merkt man das nicht, wenn Pixel durch die Komprimierung zusammen gefasst werden. Aber je größer der Anteil der bewegten Bildteile am Gesamtbild ist, sprich je mehr sich ändernde Pixel pro Bildwechsel existieren, desto wichtiger wird die Bitrate des Materials. Denn mit einer höheren Bitrate müssen weniger Pixel zusammengefasst werden.
Denn auch in den SloMo Aufnahmen von Dir @fisheyeadventures sehe ich eine Menge verpixelte Details, genauso wie in Deinen Greenscreen Szenen. Die Standbildaufnahmen in Deinen Videos sehen erste Sahne aus, total tolle Fotografen-Handwerkskunst. Aber sowie ein etwas größerer Teil im Video anfängt sich zu bewegen, geht diese Bewegt-Bild-Qualität auch stark nach unten. Diese Sachen könnten mit einer höheren Bitrate sehr viel besser aussehen, wenn sie bei YouTube hochgeladen werden und von YouTube umgerechnet werden. Und dabei ist in Deinen Aufnahmen sogar sehr oft ein Großteil des Bildes Standbild oder schwarzer Hintergrund, oder Du zoomst so, dass der sich bewegende Gegenstand nur circa 20 % des Bildes einnimmt und der Rest fast still steht. Auf die gesamte Bildfläche betrachtet ändert sich nicht viel oder es ändert sich etwas nur sehr langsam, was den Datenbedarf stark nach unten schraubt, aber trotzdem sehe ich dort Artefakte und verschwommene Stellen.
Beim TE ändert sich aber nahezu jeder Pixel im Bild, und das konstant von Bild zu Bild. Durch die schnelle Bewegung des Zuges ändert sich fast alles im Bild permanent und damit ist der Datenbedarf in den Dateien hier ein sehr wichtiger Part. Eine Linse und ein Supersensor können dafür sorgen, dass vorne eine Menge gute Daten in das Videomaterial hereingehen. Mit niedriger Auflösung und niedriger Bitrate im Bewegt-Bildmaterial geht aber von der Bildpracht leider eine Menge wieder verloren.
Und genau darum ging es dem TE ja auch, er möchte weniger Artefakte in seinen Bewegt-Aufnahmen, nach dem Export und dem Upload zu YouTube. Und für hohe Bitraten bei YouTube braucht man eine hohe Auflösung. Das liegt einfach in den technischen Beschränkungen, die YouTube für die einzelnen Auflösungen als maximal Bitrate vorgibt.
Klar kann man mit 1080p auch gute Standbilder oder langsam bewegt Videos bringen, zumal man die Artefaktbildung dort nicht oder kaum sieht. Aber wenn sich viel bewegt, gibt es Artefakte in der Komprimierung und hier braucht es mehr Bitrate. Eigentlich müsste man dafür die Auflösung nicht erhöhen, wenn man die Dateien nur lokal verwenden würde.
Das gilt aber nicht bei YouTube. Denn je höher die Auflösung des Bildmaterials ist, desto mehr Bitrate gewährt YouTube am Ende für die einzelnen Stufen der Verarbeitung nach dem Upload. Das ergibt nicht immer Sinn, aber ist halt so, Vorgabe der Plattform. Da geht es also um Dateiformate und Codecs, die darüber bestimmen, wie verpixelt oder wie stark mit Artefakten durchsetzt Videomaterial hinterher am Ende beim Zuschauer ankommt. Und erst ab 1440p im Rohmaterial bekommt man eine gute Chance auf die neueren Codecs VP9 oder AV1, die beide am Ende eine bessere Bildqualität im bewegten Bild ergeben (in allen Auflösungen beim Betrachter), als beim älteren AVC Codec, der bei hauptsächlich bei Content in 1080p und geringer genutzt wird.