Hey Mo,
hab mir mal deinen Kanal angeschaut und habe mich gefragt, wie es kommt, dass du mit 6500 Abos nur ein paar 100 Klicks pro Videos bekommst. Hast du mal ne Promo-Aktion gemacht?
Ich antworte mal an Mos Stelle, aus meiner Sicht. Ich habe keine Einsicht, wie es bei Mo ausschaut, das ist auch total seine Sache, da möchte ich mich nicht einmischen. Aber ich vermute, dass das sehr ähnlich strukturiert sein wird, weil er auch schon lange dabei ist. Mo hat gerade ein Video gepostet, in dem er ankündigt, erstmal kein YouTube mehr machen zu wollen, sondern sich ganz auf Twitch zu konzentrieren.
Okay, meine Sicht:
(vorsicht könnte länger werden, und unstrukturiert, weil frei von der Leber weg)
Ich mache ebenfalls Gaming Content, habe zuerst viele Jahre Let's Plays gemacht, und davon auch, wie viele Einsteiger, eher Masse statt Klasse, auf sehr niedrigem Qualitätsniveau zuerst, dann irgendwann etwas besser (hoff ich). Ich hab mich dann über die Zeit versucht zu steigern und verschiedene Content-Formen in der Gaming-Nische ausprobiert. Letztendlich habe mich dann fürs Erste auf Reviews und Guides spezialisiert. Dabei behandle ich sehr viele unterschiedliche Spiele. Dies ist aber eine Content-Form, die extrem schwach für eine dauerhafte Bindung an den Kanal ist, also weniger Abos generiert, dafür stark für die Suche und für externe Views, sprich die Videos laufen auch nach Jahren immer noch weiter. Diese Art von Content ist aber halt auch viel aufwändiger zu produzieren, als ein simples Let's Play, dass man mal eben in 30min zwischen Feierabend und Schlafen gehen "rauswirft".
Mein Kanal hat >7k Abonnenten mittlerweile, und ebenfalls "nur" einige Hundert Klicks pro Video in den ersten Tagen. Aber das ist glaub ich auch oft bei organisch gewachsenen Kanälen normal, wenn man nicht gerade einen Personality Kanal betreibt, wo die Leute einer Person folgen wie einer Reality-TV Show, fast völlig egal was man macht. Aber dafür wachsen Personality und VLog Channels sehr oft extrem viel langsamer, aber das ist ein anderes Thema.
Als anderes Beispiel, auch ein PewDiePie oder ein Gronkh, mit ihren vielen Millionen Abonnenten haben nicht immer Millionen von Views auf jedem Video. Wenn man das ins Verhältnis setzt, PewDiePie hat 107 Mio. Abonnenten und seine aktuellen Videos haben manchmal "nur" 500k Views oder 1-2 Mio. Das sind als 0,5 % bis 2 % Views aus den Abonnenten. Gronkh hat knapp 5 Mio. Abonnenten, und seine aktuellen Videos generieren in der ersten Woche 25k bis 70k Views. Das sind dann also auch "nur" 0,5 % bis 1,5 % der Abonnenten pro Video. Wenn man das auf Mos Kanal oder auf meinen umrechnet, sind 0,5% bis 2% dann 30 bis 150 Views pro Video in der ersten Woche. Alles darüber ist also schon "besser als Gronkh und PewDiePie" 
Gerade im Gaming Bereich (aber auch in fast allen anderen Nischen) ist dieser Zustand, glaub ich sehr häufig der Fall. Man hat dort Phasen, in denen man bestimmte Spiele covert, dann bekommt man viele Abonnenten speziell zu diesem einen Spiel. Man hat Hoch-Phasen, wo die Leute einem die Tür einrennen, und die Views nur so reinprasseln. Ich hatte immer mal wieder auch einige Videos die am ersten Tag 3k oder mehr Views hatten, aber das ist eher die Ausnahme. Genauso wie Gronkh oder PewDiePie manchmal Videos machen, die 5 Mio. am ersten Tag bringen und danach immer weiter prasseln.
Das sind die Hits, aber man kann nicht immer nur Hits produzieren und nicht jedes Thema ist für immer ein Hit. Und bei Spielen schon gar nicht, diese schießen empor und vergehen dann aber auch schnell wieder. Die meisten Spiele "halten" nicht ewig, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie eventuell Minecraft, CSGO oder Fortnite Battle Royale. Und auch die wenigsten Creator halten es aus, über Jahre hinweg immer nur ein Spiel zu spielen, dabei wird man ja bräsig im Kopf. Wechselt man aber dann das Thema, ist es für manche Zuschauer ein Bruch, auch wenn man vielleicht eigentlich total in der Nische bleibt.
Mögen sie das neue Spiel überhaupt nicht, sind reichlich De-Abonnierer bei fast jedem Video normal. Das geht ja auch in Ordnung, deabonnierte Zuschauer sind erstmal raus aus der Statistik. Es wird aber auch ein großer Teil der Community inaktiver, reagiert erst nur bei jedem dritten Video, dann irgendwann fast gar nicht mehr. Und YouTube merkt das auch und schlägt diesen Leuten den Kanal nur noch selten vor. Aber viele schauen ihre Abo-Liste auch gar nicht durch und bleiben trotzdem lange Zeit Abonnenten oder die Videos werden vorgeschlagen, aber nur wenig angeklickt, das ergibt eine schlechte CTR, zieht den Kanal auch ziemlich runter. Das ist eine harte Zeit für den Creator, besonders wenn man vorher dauernd gewachsen ist und es gewohnt ist, dass immer gute CTRs da waren. Weil man dann eventuell über Wochen oder Monate statt Wachstum, dauernd gegen eine Schrumpfung ankämpft, das ist psychologisch für viele eine enorme Belastung und so mancher steigt an dieser Stelle dann aus und gibt auf.
Bei mir waren es z.B. vor allem zwei Wellen bei bestimmten Spielen, die mir viele Abonnenten eingebracht habe. Dort habe ich Videos, die in die zigtausende Views gehen mittlerweile, einige Jahre alt sind und heute noch teilweise mehr geschaut werden, als meine aktuellen Videos. Aber, wie gesagt, die meisten Menschen können nicht 5 oder 10 Jahre das gleiche Spiel spielen, und dabei authentisch bleiben. Es gibt einige Kanäle, die das hinbekommen, aber das ist eher die Ausnahme. Aber selbst wenn man das selbst mit sich ausgemacht bekommt, geht das mit den meisten Spielen gar nicht. Die tauchen auf, sind gehyped, und nach ein paar Wochen versinken sie wieder in der Belanglosigkeit und alle Videos dazu genauso.
Aber in meinem Fall ist all mein neuer Content auch massiv auf SEO-Tauglichkeit ausgelegt. Damit wachsen die Videos über Zeit und sind sogenannter Evergreen Content, da kommen auch nach Monaten und Jahren immer wieder neue Wellen von größeren Zuschauermengen und dazwischen werden die meisten Videos nie völlig inaktiv. Das ist halt eine ganz andere Struktur als zum Beispiel bei Live-Streaming Inhalten, die in den ersten 24h 98 % ihres Potenzials bringen, und danach völlig einschlafen, oder bei Twitch-Content, der sowieso fast nur für den Moment erzeugt wird und danach in Vergessenheit gerät, schon allein weil die Plattform keine Suche und keinen vernünftigen Vorschlags-Algorithmus besitzt.
Und je älter ein Kanal ist, desto mehr Abonnenten verliert man, ich denke, das ist fast unvermeidbar. Im Laufe der Zeit habe ich zum Beispiel auch bereits 2700 Abonnenten verloren. Wenn man nur auf diese Zahl schaut und denkt, wieviel Mühe es war 2700 Abonnenten zu bekommen, und dann darüber grübelt, warum diese 2700 Leute gegangen sind, kann man sich sehr, sehr leicht in eine Depression selbst hinein reden und denken.
Und manche "bleiben übrig" von früheren Projekten, aber sind nur halbherzig dabei. Aber trotzdem wächst der Channel noch, da ich meistens mehr neue Abos gewinne als ich dauernd verliere. Und ein wichtiger Punkt ist dabei halt auch dabei bleiben, sich und den eigenen Content weiter entwickeln und sich nicht von Abwärtsbewegungen, Massen-Deabonnierungen und durch Vergleiche mit anderen Nischen irritieren lassen. Vermutlich gilt etwas Ähnliches für viele Nischen, weil man auch nicht 10 Jahre immer Briefkästen bauen kann, oder auch zum Thema "wie baue ich eine Webseite" irgendwann alles gesagt ist und man sich irgendwann nur noch wiederholt.
Bei mir kann ich mittlerweile ganz langsam einen Umschwung feststellen. Die Zuschauer, die mich für diese alten Hit-Spiele abonniert haben, werden nach und nach immer weniger. Und es gibt ganz langsam mehr und mehr Leute, die mich genau für die von mir Heute gebotene Vielfalt abonnieren. Aber noch immer sind immer wieder auch Abos dabei, die ein Video sehen, dann wegen dieses einen Videos abonnieren, und dann aber nicht bei jedem Video dabei sind, wie kleine Kanäle oder Personality Channels das oft beobachten.
tl;dr:
Es geht nicht immer nur aufwärts. Und wenn man als kleiner Creator aus 50 Abos manchmal 100 Views generiert, ist das nice, aber dieses Verhältnis wird nicht so bleiben, schon gar nicht bei jedem einzelnen Video. Auch wenn man mal einen Wachstumsschub hat, darf man nicht denken, dass dieses Wachstum für immer so bleibt. Es gibt auch schwerere Phasen, wo man langsamer wächst oder vielleicht sogar schrumpft. Und das im Kopf auszuhalten, macht einen wichtigen Punkt aus. Dabei verabschieden sich viele, diesen Knick psychisch zu verarbeiten ist schwer, aber es kann danach weiter gehen und wenn man das ausgehalten hat, geht es glaub ich gemütlich weiter.