Zu der Thematik mit "Nenn mir einen Kanal". Das ist eigentlich whataboutism. [...]
Es geht mir keineswegs darum, "die Anderen" schlechtzureden oder mir eine moralische Überlegenheit aufzubauen - den meisten, die fragwürdige Inhalte verbreiten, ist das meiner Einschätzung nach gar nicht klar. Und schon "die anderen" ist grob vereinfacht - wir haben ja in jedem Kanal eine Mischung von Themen, und die sind selten alle "schlecht".
Worum es mir geht ist einfach: Der Rat "Schau dir an, was die erfolgreichen Kanäle machen, und orientier dich daran" ist in den meisten Fällen sinnvoll, für mich aber nur sehr begrenzt hilfreich. Ich will nicht kommunizieren "Ich bin so wie..." sondern "Ich bin anders als...".
Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel, bei dem wir besonders viele Probleme hatten: mein Video "Beherrscht eure Werkzeuge".
Thema: Wenn wir uns weiterbilden wollen, dann gucken wir auf fachliche Weiterbildungen oder Soft Skill-Workshops. Ich glaube, dass viele Menschen viel mehr davon profitieren würden, sich mal richtig in MS Office einzuarbeiten, 10-Finger-Tippen zu lernen und ihre Englischkenntnisse aufzupolieren - also den Umgang mit den Werkzeugen zu verbessern, die wir tagtäglich stundenlang benutzen. Die Empfehlung basiert allein auf meiner persönlichen Erfahrung, was ich auch klar sage.
Geläufige Ansätze für die Vermarktung wären hier, gar nicht zu sagen worum es geht, sondern "Steigere deine Produktivität mit diesem Trick" oder "Hack für mehr Freude an der Arbeit" zu versprechen. Oder den Tipp stark verkürzt als Teil einer Compilation zu präsentieren, "Verdopple deine Produktivität mit diesen 3 Tipps!". Das ist für mich raus. Der Zuschauer sollte zumindest grob erahnen können, in welche Richtung es geht, und ich möchte ja gerade den Fokus auf dieses Thema lenken.
Unser Ergebnis ist nicht der Hit: "Beherrscht eure Werkzeuge" ist ohne zustätzliche Erklärung nicht allzu aussagekräftig, und der Thumbnail (da halte ich Hammer, Zange, Schraubenzieher in den Händen und gucke verwirrt) ist ganz witzig, aber insgesamt eher irreführend. Ich würde dieses Video gerne besser präsentieren, und freue mich auch über Ideen. Aber zu sagen "Mach doch sowas wie 'der geilste neue Produktivitäts-Hack', das läuft bestimmt" bringt mich halt nicht weiter, sondern frustriert mich eher.
Vorbilder ist schwierig - ich mach den Kanal im Grunde, weil ich die Videos, die ich gerne gehabt hätte, bei Youtube nicht gefunden habe. Ich finde den Kanal von Professor Kanning sehr hilfreich, den (die) Glücksdetektiv mag ich auch, thematisch etwas weiter entfernt ist MaiLab natürlich super. Kanäle, die ich nicht mag, sammel ich nicht - da fällt mir nur Gedankentanken/Greator ein, weil die fragwürdiges und gutes Material vermischen, aber sie haben eben auch gutes Material. Meine primäre Zielgruppe sind Leute, die sich aus eigenem Antrieb mit Soft Skills beschäftigen (nicht nur bspw. ein Thema für Schule/Uni nachschlagen) und entsprechend auch Lust haben, da etwas tiefer einzusteigen - Leute die sich vielleicht auch mal Bücher aus dem Bereich kaufen oder ein Seminar besuchen. Ich mache die Videos quasi als Schüler des Themas, der seine Fortschritte mit seinen Mitschülern teilt. Als Trainer bin ich nicht ganz themenfremd, aber Psychologen und Neurowissenschaftler sind hier klar im Vorteil (dazu wird es ein eigenes Video geben, so in Richtung "Könnt ihr mir trauen?").