Aktuell nutze ich zum Kommentieren ein Logitech Headset G430, nicht das schlechteste, wie ich bisher meinte.
Ich habe darob mal ein wenig gesucht und bei Ebay preislich gesehen ein etwas gegenläufiges Angebot gefunden:
VOILAMART® BM800 Pro Kondensator Microphone Mikrofon Kit
Klar, Niedrigpreissektor, gar keine Frage...wäre das quasi verbranntes Geld oder gibt so ein Produkt doch was einigermaßen vernünftiges her? Oder bringe ich da etwas durcheinander, weil, in der Ebay-Produktbeschreibung taucht auch der Name "Rode" auf?
Es kommt natürlich erstmal darauf an, was man erreichen will. Von "wenn andere mich halbwegs verstehen is das okay" bis hin zu "ich versuche Hörbuch-Erzähler-Qualität zu erreichen" ist halt ein sehr weiter Spielraum. Und je nachdem, muss man auch mehr oder weniger investieren, und auch mehr oder weniger Arbeit in die Post-Production der Audioaufnahmen stecken. Man kann das alles für 30 Euro realisieren, oder auch 30k Euro dafür ausgeben (inkl. Einrichten eines Studio-like Aufnahme-Raums). Alles eine Frage, wie sehr man dort einsteigen möchte.
Hinweis:
Das Folgende gilt für "Home Studio" Aufnahmen und Voice-Over. YouTuber die draussen aufnehmen, oder viel vor der Kamera herumlaufen, brauchen meistens völlig andere Technik.
Die 30 € Stufe
In dieser Stufe beginnen fast alle, wenn man aber etwas ernsthafter YouTube betreiben möchte, ist das in den meisten Fällen nicht ausreichend.
Super billige Amazon-Mikrofone oder Headset Mikrofone sind meistens im Discord oder TS schon kratzig und verzerrt, und da werden von diesen Programmen meist schon Filter wie Rauschfilter, Echounterdrückung, etc. drüber gelegt. Nimmt man damit auf, und hebt dann bei dieser Aufnahme z.B. den Pegel an oder versucht Effekt wie Normalisierung, Rauschfilter, etc. darauf zu packen, wird es schnell wie eine Aufnahme aus einer Blechdose klingen. Es gibt ein paar Möglichkeiten, sowas in einem Software-DAP wie z.B. Audacity noch aufzuarbeiten. Aber bei schlechter Ausgangsqualität wird es schwierig am Ende was halbwegs vernünftiges herauszubekommen, egal wie viel Filter, etc. man darauf anwendet.
Es ist fast egal, wie gut das Mikro ist, wenn man es an einen richtig schlechten DAC hängt, kann da nicht viel dabei rumkommen. Und in billige Amazon oder eBay Mikros zu investieren, die dann 30-50 Euro kosten, bedeutet meistens, dass man nach ein paar Wochen nochmal kauft. So hab ich auch angefangen, war eigentlich rausgeworfenes (Lehr-)Geld. Aber hey, den Boom-Arm und den Pop-Filter benutze ich heute noch, die waren ganz okay.
Die 1-200 € Stufe
Diese Stufe reicht für geschätzt 90% aller YouTuber völlig aus.
Grundlegend ist die Qualität einer Aufnahme auch sehr stark vom DAC abhängig (Digital-Analog-Converter), und hier ist die Qualität des AD-Wandlers die ausschlaggebende Größe. Es geht also um die Elektronik, die aus dem analogen Tonsignal des Mikrofons einen digitalen Datenstrom aus 0 und 1 macht. Wenn man das über den extrem billigen Audio-Chip auf dem Motherboard eines PCs mache, der nur ein paar Euros kostet, dann kann man halt da das beste Mikro dranhängen, das wird niemals gut werden. Neben der allgemeinen Qualität dieser Technik, ist die Abtastrate dann meistens auch maximal nur 16kHz, und am Ende wird eventuell nur mit 12bit oder im Idealfall mit 16 bit aufgezeichnet. Da braucht man schon viel Glück mit dem Raum oder extrem viel Fummelei um am Ende etwas halbwegs brauchbares aufzunehmen.
Auch in USB-Mikrofonen, selbst bei Rode, stecken oft nur mittelmäßig brauchbare DAC, damit kann man dann im besten Fall gute Mittelklasse erreichen. Aber für den höheren Audio-Qualitätsbereich können USB Mikrofone einfach auch nicht ausreichen, weil die in den winzigen Steckern eingebauten DACs halt auch massiv ihre Grenzen haben. Für viele Verwendungszwecke reichen diese USB Varianten, weil sie mit 100-200 Euro für Mikro inkl. DAC meistens recht günstig sind. Dies ist sozusagen der Einsteiger Bereich, was Aufnahme-Studio Geräte angeht. Damit kann man halbwegs brauchbare Qualität erreichen, wenn man noch ein wenig zusätzliche Zeit in die Nachbearbeitung steckt. Rode bietet im USB Bereich höherwertige Technik an, auch ganz interessant ist das Yeti Blue.
Die 200+ € Stufe
Hier reden wir dann meistens von mehreren Geräten, die miteinander verkoppelt werden. Hier geraten wir in den Bereich der Studio-Technik und sollten uns auch mit technischen Hintergründen, Raumakustik und vielen weiteren Details beschäftigen, ehe wir einfach irgendwas kaufen.
Jenseits von USB DACs kommen wir dann in den Bereich der externen Audio-Converter oder auch Audio-Interface genannt. Hier sind Marken wie Behringer, Focusrite, Steinberg, PreSonus bekannte Hersteller. Dies sind Geräte, die per USB-Anschluss zwischen PC und Mikrofon geschaltet werden, und die Umwandlung von Analog in Digital übernehmen. Viele davon taugen meistens auch als Kopfhörer-Verstärker und manchmal als rudimentäres Mischpult. Theoretisch könnte man auch E-Gitarren oder ähnliche Musikinstrumente daran anschließen.
Auch hier gibt es extrem weite Preisspannen, die Einsteiger Geräte liegen so bei 50-60 Euro, und wie bei vielen Technik-Sachen, gibt es nach oben fast keine Grenzen. Diese Wandler können oft auch aus schlechten Mikrofonen noch das letzte bisschen Qualität rausquetschen und arbeiten meistens im 96-192kHz und 24bit Bereich. Man muss sich vorstellen, hier übernimmt eine komplexe Kiste von mindestens 10x10x5cm die Aufgabe, die bei einem USB Mikro die winzige Fingernagel-große Platine im Stecker hat, oder bei der Onboard-Sound-Lösung, der extrem kleine Audio-Chip auf dem Motherboard.
Geläufige Empfehlungen für Einsteiger wären hier das Behringer Euphoria 202 HD (ca. 60€) oder das Focusrite Scarlett Solo (ca. 110 €), beide in der Qualität ähnlich, das Focusrite ist halt etwas teurer. Das liegt zum Großteil daran, dass Behringer früher ziemlich billige Qualität geliefert hat (z.B. die UM2 Serie und Vorgänger), seit sie aber vor einigen Jahren die Firma Midas aufgekauft haben, ist die Qualität ihrer Wandler enorm gestiegen. Aber viele haben das nicht mitbekommen, empfehlen weiterhin einen großen Bogen um Behringer zu machen, was den Preis der Behringer Produkte nach unten drückt und die der Konkurrenz auf hohem Niveau hält.
An diese Audio-Interfaces kann man dann auch die besseren Mikrofone anschließen, wie sie z.B. in der Band- und Studio-Technik verwendet werden. Eventuell vorhandene USB-Mikrofone sind hier nicht brauchbar, weil falscher Anschluß. Hier sind meistens XLR-Anschlüsse statt 3,5er Klinke und oft auch Phantomspannung nötig, was die Audio-Interfaces aber alles hinbekommen sollten. Halbwegs brauchbare XLR Mikrofone starten bei grob 100 Euro, und auch hier, nach oben gibt es keine Grenzen, das kann leicht man in die 1-5k € Gegend gehen, aber das ist dann eher was für Sänger, oder ASMR Künstler, wo ein guter Sound wichtiger ist als alles andere.
Interessante Mikrofone aus dieser Kategorie erfordern etwas Einarbeitung in technische Hintergründe wie Kardioid, Großmembran, und ähnliche Begriffe, weil man sonst leicht mal was Falsches kauft.
Zusätzlich - der Raumklang:
Natürlich hängt das auch von den Räumlichkeiten ab, denn der Raumklang und die verzerrten Untertöne durch Reflexionen können je nach Art des Zimmers enorm unterschiedlich sein. Hat man ein extrem günstiges Zimmer, oder sogar eine Schalldämpfung (nicht Dämmung), dann braucht das Mikro nicht zwingend so gut zu sein. Aber jemand, der bereits einige hundert Euro in Schalldämpfungsmatten investiert, sollte nicht danach am Mikro sparen. Hier kann man jedenfalls neben der Mikro-Technik schnell ein paar weitere Hunderter investieren, um seinen Ton zu verbessern.
Hintergrund Wissen:
Ich empfehle den YouTube Kanal Booth Junkie, dort werden Mikrofone und Audio-Interfaces getestet, ganz besonders aus dem Gesichtspunkt eines Voice-Over Artists. Der Betreiber Mike Delgaudio ist professioneller Hörbuch-Sprecher, Synchronsprecher und verdient auch Geld mit Werbedjingles, etc. Sein Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCHHf1h8k7MA6-AG8FXjnQSw - Er hat auch sehr gute Tutorials für die Nachbearbeitung von Sprachaufnahmen, die ich für mich sehr lehrreich fand.
Ich merk schon, ich muss mal irgendwann was Handfestes dazu schreiben.... 