Zuerst vorweg:
Es gibt nicht "den Algorithmus", sondern zahlreiche verschiedene. Es gibt eine KI für Search, eine für Suggested, eine für Home, eine für Trends und noch einige mehr. Diese KIs haben teilweise Zugriff auf die gleichen Daten, legen sich aber ihre ganz eigenen Daten noch zusätzlich an. Sie haben aber jeweils völlig andere Ziele und wählen daher auch Ihre Ergebnisse nach ganz anderen Kriterien aus. Und keiner dieser Algorithmen ist darauf trainiert, irgendjemanden zu bestrafen. Ihr Ziel ist es, die bestmöglichen Ergebnisse für die Zuschauer zu präsentieren. Im Endeffekt sind Ihnen die Creator, Channel und sogar die VIdeos völlig egal, es geht den KIs darum YouTubes Ziele zu erreichen.
Und diese Ziele, das sind vor allem die Zuschauer so lange auf der Plattform zu halten und so lange wie möglich zu unterhalten und glücklich zu machen. Denn nur dann schauen sie die Werbungen an, und damit wird das Geld verdient. Die Frage ist dann, kannst Du Content liefern, der den KIs bei diesen Zielen hilft, oder nicht? Kann Dein Content Leute unterhalten, motivieren, unterrichten, belehren, verwirren, aufregen oder sonst irgendwie bei der Stange halten, damit sie länger zuschauen, oder nicht?
Es gibt wohl bestimmte Filter, wodurch man in den Rankings herabgestuft werden kann oder auch ganz ausgeblendet werden kann (sogenanntes Shadow-Banning), aber dies bezieht sich nach Messungen eher auf einzelne Videos als auf ganze Kanäle und mehr darauf, ob man bestimmt Keywords in den Videos nutzt, oder bestimmte Elemente im Video vorkommen. Hierbei geht es dann aber meistens um Inhalte mit Waffen, Drogen, Sexualität, Gewalt und da besonders Aufforderungem zu Gewalt oder detaillierte Darstellungen von Brutalität. Sicher gibt es da noch sehr viel mehr, unterschiedlich gewichtete Dinge, die Einfluss haben können und es finden auch Falsch-Erkennungen statt, besonders gern, wenn die Sprach-Erkennung mal wieder Dinge falsch verstanden hat, was man dann in den CC (Closed Captions = Untertiteln) nachlesen kann. Aber es gibt nach Aussage von YouTube keine Filter, die kurzzeitige oder auch langzeitige Inaktivität bestrafen.
Hier, genauso wie bei dem Punkt Deiner 2. Frage, geht es mehr um das Verhalten der Menschen. Wenn Du Abonnenten hast, Du immer wieder Videos hochlädst und diese Deinen Abonnenten vorgeschlagen werden, dann erkennen diese Deine Inhalte schnell und reagieren darauf. YouTube bemerkt dieses schnelle reagieren und schlägt Ihnen dann auch mehr von Deinen Inhalten vor. Wenn Du aber monatelang nichts veröffentlichst, schauen diese Leute andere Kanäle an, schauen dort mehr, reagieren dort schneller, und wenn Du dann ein neues Video postest nach langer Zeit mal wieder, wird Dein Video zwar Deinen Abonnenten angezeigt, aber sie reagieren nicht mehr so wie vorher. Manche haben Dich vergessen, manche haben Ihre Interessen geändert, etc. Und YouTube bemerkt dieses langsamere Reagieren und weiß, dass die Leute bei anderen Dingen besser reagieren, und damit wird diesen Leuten eher Content von anderen Kanälen vorgeschlagen, bei dem sie besser reagieren.
Es liegt also nicht an irgendwelchen Straf-Routinen, sondern einfach daran, dass durch die lange Abwesenheit der "Hype" abkühlt, das Interesse der Leute einschläft und Leute Dich einfach vergessen und sich vielleicht nicht mal daran erinnern, warum sie dich irgendwann vor Monaten oder Jahren mal abonniert haben. Aus aktiven Abonnenten werden nach und nach inaktive Abonnenten. Das passiert bei jedem Kanal. Nur ein aktiver Kanal sorgt permanent dafür, dass auch wieder neue aktive Abonnenten nachkommen und wenn Du lange Pausen machst, verschiebt sich das Verhältnis von aktiven und inaktiven Abonnenten nach und nach zu Deinen Ungunsten. Es wird sich aber auch wieder in die andere Richtung schieben, wenn Du mit dem Kanal wieder aktiver wirst.
Und Frage 2 ist da sehr ähnlich. Wenn Du einen Kanal machst, der alle Themen gleichzeitig behandelt, werden die Leute nicht so engagiert reagieren, wie bei einzelnen Kanälen, die genau 100% Ihre Interessen abdecken. Und auch das wird messbar sein, das wird Deine CTR und Average Watchtime runterdrücken, und das wird sich negativ auswirken. Es wird sehr wenige geben, die sich für alle 4 Themen interessieren, die werden total stark reagieren, es wird aber auch einen großen Teil geben, der nur auf 1, 2, oder 3 Themen davon steht, und die werden bei den anderen Themen dann halt schlecht reagieren.
Alles auf einem Kanal zu machen kann aber auch Vorteile haben, denn Du hast mehr Content, damit mehr Möglichkeiten, dass Leute überhaupt auf Deinen Kanal stoßen. Und Du hast Schnittmengen mit mehr verschiedenen anderen Kanälen, was eventuell für entsprechend unterschiedliche Vorschläge führt.
Alles in allem, ein sehr komplexes Thema, auf dass es keine 100% Antwort gibt. Und einer der wichtigsten Faktoren ist, wie fühlst Du Dich dabei. Und wo siehst Du einen Weg für Dich, dass Dir das Ganze Spaß macht, auch über Monate und Jahre hinweg, damit Du nicht nach 2-3 Monaten wieder aufhörst damit und alles wieder einschläft? Weil es nützt nichts, es perfekt auf die KIs oder eine Zuschauerschaft abzustimmen, wenn Du nach kurzer Zeit wieder keinen Bock mehr darauf haben könntest.