Natürlich gibt es auf und für YouTube noch Zukunft. Bis das System zur Werbefreundlichkeitseinstufung aber richtig läuft, wird einiges an Zeit vergehen. Dass es dabei viel Kollateralschaden entsteht ist ärgerlich, und ich kann jeden verstehen der dadurch frustriert ist, weil seine Existenz bedroht ist. Allerdings gibt es zu diesem noch lernendem Filtersystem keine wirkliche Alternative, denn 400 Stunden Upload in jeder Minute (oder knapp 7 Millionen Videos à 5 Minuten) sind menschlich einfach nicht überprüfbar. Selbst das Einsenden von Videos zur manuellen Überprüfung wird 100,000e Video pro Tag betreffen. Das ist machbarer, kostet aber immer noch viel Zeit un Manpower.
Worin Computer noch sehr schlecht sind, ist das Verstehen von Kontext. Inhalte aus Titel, Beschreibung und Tags können einfach ermittelt werden und gegen Blacklisten geprüft werden. Google könnte sicherlich auch die Software vom Google Assistant nutzen und viele Inhalte aus der Sprache der Videos ermitteln. Das Problem bei beidem ist aber der Kontext. "Kelly kommentiert Hass-Kommentare" kann zwar ein lustig Format mit viel Ironie sein, aber der Algorithmus wird hier schon erstmal stolpern "Hass? Das klingt nicht gut...". Dazu dann noch vulgäre Sprache (die Kommentare) im Video, und du hast ein werbeunfreundliches Video. Dass sich hier aber mit den Kommentaren auf humorvolle Art und Weise auseinandergesetzt wird, und sich gegen Hass ausgesprochen wird, versteht die Maschine aber (noch) nicht.
Man könnte natürlich sagen, dass YouTube dieses System wieder abschaffen soll. Damit wären dann aber die Werbetreibenden unglücklich, weil ihre Werbung von unbliebsamen Inhalt xy zu sehen ist. Werbegelder werden also wieder entzogen, und zack, sind wir wieder im März, wo keiner mehr Werbung bekommt und auch wieder alle meckern.
Wenn ich von YouTube leben möchte, bin ich in der Regel selbstständig tätig, und das auch noch in der langfristig eher unberechenbaren Werbe- und Medienbranche. YouTube ist nicht der Arbeitgeber, der einen monatlich bezahlen muss. Ich muss mich selber Umschauen, wie ich Geld verdiene und meine Rechnungen am Ende des Monats bezahle. Natürlich kann ich mich auf die 100, 1000, oder 10000€ verlassen, die mir YouTube für Werbung bezahlt. Nur muss ich auch dann damit leben, dass es auch rapide bergab gehen kann.
In Bezug auf Bronzebeard: Strikes wegen Urheberrecht haben an sich nichts mit der Werbefreundlichkeit zu tun. Dass das über Nacht bei gleich drei Videos passiert, ist merkwürdig, kann aber passieren, wenn der Lizenzgeber einem die Lizenz entzieht. Aber mehr kann ich dazu nicht wirklich sagen.