Aber: Hattet ihr auch schon einmal eine Fase in eurer YouTube-Laufbahn, in der ihr ganz ähnliche Gedanken hattet? Und wenn ja, wie handhabt ihr das mit euren Upload-Plänen - Auch wenn ich in meinem Fall keinen habe?
Würdet ihr euch erklären oder einfach weitermachen wie gehabt, um dann vielleicht am Folgetermin mit den angekündigten Videos startklar zu sein? Und rast euer Vitamin-D-Spiegel auch gerade derart in den Keller? :p
Ja, solche Phasen hatte ich schon mehrmals. Teilweise habe ich dann mal 3-4 Wochen komplett Pause gemacht, 2mal sogar meinen zu der Zeit geläufigen Content komplett eingestellt, umgestellt, auf den Kopf gestellt, alles in Frage gestellt und mich neu aufgestellt.
Disclaimer:
Folgendes gilt für mich und mag für manchen anders sein, kommt auch auf die eigenen, inneren Prioritäten an. Hier geht es vor allem um Gefühle und seelisches Gleichgewicht, aber auch um das Feeling, das in Euren Videos mitschwingt oder mitschwingen sollte.
Hab ich das sofort bei jedem kleinen Zweifel gemacht?
Nein, ich habe bei kleinen Tiefs und kleinen Zweifeln nur kurze Pausen gemacht und geschaut, ob ich mich selbst wieder aufraffen kann. Manchmal muss man nur Energie tanken. Mal ein paar Tage was anderes machen. Für mich persönlich ist es immer eher hinderlich als hilfreich, wenn ich in einem unflexiblen Korsett aus Erwartungen, eigenen Vorgaben, Versprechungen, etc. feststecke. Darum hab ich für mich auch daraus gelernt, nicht mehr so viele Versprechungen zu machen. Nicht mehr zu sagen "Nächste Woche kommt dies und das".
Was auch, zumindest in meinem Fall, eher Unfug war, weil nur ein Teil der Leute ein Video nach dem anderen schaut. Das passiert vielleicht bei der Menge, die Eure Videos in den ersten 24h anklicken. Bei denen ist es möglich, dass sie bereits das Video davor gesehen haben. Aber die meisten Zuschauer kommen von Tag 2 bis 2222 und die haben vermutlich das Video in der Suche gefunden oder irgendwo vorgeschlagen bekommen, und kennen das vorherige und das nachfolgende Video gar nicht. An denen gehen diese "in der letzten Woche" und "in der nächsten Woche" Informationen total vorbei. Für viele Zuschauer existiert diese lineare Verbindung Eurer Videos fast nie und der Teil, wo man darüber spricht, ist für diese Personen eher belangloser, irrelevanter Content, der vom eigentlichen Inhalt des Videos sogar eher störend ablenkt. Vielleicht kann man irgendwelche Info-Card Momente einbauen, und dann klicken ein paar wenige darauf. Aber ansonsten würde ich diese "Was bisher geschah" und "in der nächsten Folge wird sie dies und das erwarten" Stellen eher weglassen.
Dadurch habe ich mir selber auf jeden Fall auch etwas Druck weggenommen, weil wenn ich nicht sage "in der nächsten Folge wird es dies und das geben", dann erstelle ich keinerlei Erwartungen, zum einen nicht bei den wenigen Zuschauern, die wirklich jedes Video nacheinander weg schauen (kleiner Teil der Zuschauer nur), und zum anderen und vor allem bei mir selbst. Weniger Druck, weniger Selbst-Zweifel, freieres Schaffen und freiere Zeiteinteilung. Dadurch mache ich jetzt Content wann und worüber ich will, und wenn ich auf etwas keinen Bock mehr habe, dann lasse ich es halt, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich das letzte Woche angekündigt habe.
Für mich heißt das als gelernte Lektion: Kein Upload-Plan, keine festen Termine, kein künstlicher Druck, der mir den Freiraum nimmt und aus dem Spaß eine Pflicht macht. Aber daraus folgt für mich auch, kein schlechtes Gewissen, keine Selbst-Zweifel, keine Inneren Konflikte.
Was ist, wenn der Zweifel tiefer geht, und länger andauert?
Und daraus ist auch bereits mehrmals ein extremer Themenwechsel auf meinem Kanal entstanden. Einfach weil ich mit dem bisherigen Thema kopfmäßig fertig war, und weil es mich belastet hat und ich so nicht mehr weiter machen konnte. Also stand ich vor der Frage, so weiter machen wie bisher oder etwas radikal ändern. Weiter machen, einfach nur um niemanden zu verärgern, und dann als Folge vielleicht irgendwann ganz aufhören, weil mein Kopf sich total sperrt. Oder etwas ändern, vermutlich Leute unzufrieden werden lassen, vielleicht sogar verärgern, aber dafür etwas Neues, etwas Anderes machen, wo ich selbst richtig Bock drauf habe, und mit richtig neuem Schwung und Elan weiter machen.
Das erstere zu tun würde zwar manche Abonnenten glücklich machen (aber nur sehr wenig), aber auf Dauer würde man mir meine innere Unzufriedenheit anmerken und das würden auch die Zuschauer merken, vermutlich eher abschalten, etc. Also ist das auch für die Zuschauer kein erstrebenswerter Weg. Im schlimmsten Fall würde es halt irgendwann keinen Content mehr auf dem Kanal geben, weil man entweder jeglichen Spaß am Videos drehen verliert oder kopfmäßig zusammenbricht und dadurch aufhört.
Also hieß es für mich Schritt B zu wagen. Einfach tun was mein Bauchgefühl sagt, aufhören mit dem Gewohnten, alte Zöpfe abschneiden und auch ganz bewusst riskieren, Abonnenten und vielleicht sogar "Fans" zu vergraulen. Aber dafür die Freude am Videos drehen und veröffentlichen behalten, einen gesunden Kopf zu behalten und auf lange Sicht, den Kanal und sich selbst am Leben zu halten.
Habe ich dabei Abonnenten verloren?
Ja, mittlerweile habe ich circa 2,5k Abonnenten "verloren". Einige echt begeisterte Fans vergrault, manche kommen heute noch bei jedem 2. oder 3. Video und fragen "Warum machst Du nicht mehr dies und das?".
Hat das meinem Kanal geschadet?
Vielleicht ja, aber... Denn wenn ich zu den Zeitpunkten mit dem bisherigen weiter gemacht hätte, und meine inneren Zweifel, meine Unzufriedenheit und mein unglücklich sein ignoriert hätte, wäre es nach ein paar Wochen mit mir bergab gegangen und das hätte auch keine dauerhafte Lösung gebracht. Vielleicht gibt es Creator, die in so einem Moment anders entscheiden und sagen, ich zieh das durch, egal was mein innerer Schweinehund sagt, ich will die Abonnenten. Vielleicht ergibt es irgendwann, wenn man genug verdient mit den Videos, auch geschäftlichen Sinn, es mehr wie einen Job zu sehen, auf das Geld zu schauen und nicht mehr auf das Bauchgefühl zu hören, und einfach eine Ware regelmäßig abzuliefern, damit die Views und die Einnahmen stimmen. Aber an dem Punkt sind wenige, und die meisten bereuen eine solche Entscheidung irgendwann, oder landen psychisch auf der Rolltreppe abwärts. Für die meisten kleineren Kanäle ist diese Entscheidung eher nicht schädlich, weil die geringe Menge Zuschauer eh noch nicht ausgeprägt auf ein bestimmtes Thema ist.
Anmerkung:
Rein technisch ist so ein Wechsel negativ für CTR und average Watchtime, zumindest für einige Zeit. Dauerhaft gleichen Content zu bringen, kann diese beiden wichtigen Werte hochhalten.
Kann sich das positiv auswirken?
Ja, absolut. Für mich persönlich funktioniert das so besser. Vermutlich habe ich nicht das maximal mögliche Wachstum dadurch, aber mein Kopf ist frei, mein Bauchgefühl ist positiv und ich fühle keine Zwänge und keinen Druck. Und dadurch arbeite ich kreativ und schöpferisch, was mir andersrum nicht dauerhaft möglich wäre.
Und viele Abonnenten sind sogar geblieben. Manche nur aus Gewohnheit, manche warten bis heute, dass ich mit dem alten Kram wieder anfange, manche haben vermutlich auch vergessen, dass sie mich abonniert haben. Aber es gibt immer noch einige, die mit Begeisterung dabei sind und weiterhin zuschauen, und auch sehr viele neue Zuschauer, die gerade das neue gut finden, und bei den alten Sachen vermutlich niemals abonniert hätten.
Fazit / tl;dr :
Also macht Euch nicht zuuu viele Gedanken um Abonnenten und Zuschauer, denkt dabei vor allem auch an Euch und Euer Wohlbefinden bei der Sache. Niemand hat etwas davon, wenn ihr gelangweilt, genervt oder frustriert vor der Kamera sitzt, und einfach Content macht, weil Ihr das versprochen habt, weil Ihr selbst solche Erwartungen an Euch und Euren Content aufgebaut habt. Die Zuschauer merken dann auch irgendwann, dass es nicht mehr Echt ist, das keine Begeisterung dahinter steckt.
Tu was Dir Spaß macht, baue keine Erwartungen auf und erstelle möglichst Content, in dem man Deine Begeisterung fürs Thema spüren kann.