Video Aufbau - Clipping, Memes und Sounds - Was ist erlaubt?

  • Hallo zusammen,


    meine Partnerin und ich möchten in die Welt von YouTube einsteigen.

    Nachdem wir auf Instagram geschmissen wurden (Sie mit fast 21K Followern und ich mit fast 6K)

    vermissen und die Follower und wir möchten ein Informatives aber auch witziges und Humorvolles Format auf die Beine stellen.


    Ich, der die Videos bearbeiten würde, möchte gerne folgendes Wissen:


    - Welche Clips, Gifs oder Sounds darf man verwenden? Ich meine lustige Bilder, Einspieler oder Lacher aus Memes, Filmen oder anderen Youtube Videos etc.

    Auf was muss ich achten? Reicht eine Quellenangabe? Sehe es sehr oft bei anderen Youtubern wie DGR, Vik, Chris Ramsey usw.


    - Gibt es Anfänger Fehler die man von vorherein vermeiden kann?


    Wir möchten für den Anfang kein Geld damit verdienen, wird auch gar nicht möglich sein.


    Ich hoffe das ihr ein bisschen Klarheit schaffen könnt :)


    Vielen Dank und viele Grüße


    Peter

    • Hilfreichste Antwort

    Disclaimer: Ich bin kein Anwalt, ich darf keine Rechtsberatung geben, höchstens meine Meinung und Erfahrung teilen. Für eine verlässliche Rechtsauskunft kontaktiere bitte einen Anwalt, in diesem Fall einen Fachanwalt für Urheberrecht und/oder Medienrecht.


    Momentan ist die Rechtslage da ziemlich kompliziert, und wird es wohl auch zukünftig weiter bleiben. Die einfachste Art, keine Probleme zu bekommen, ist es, einfach keine Inhalte zu nutzen, an denen andere Rechte halten. Jegliche Art von Nutzung von Fremdinhalten konnte, kann und wird auch zukünftig für Probleme sorgen, wenn man sich keine schriftliche Erlaubnis im Vorfeld einholt. Oft sind Beispiele, wo man solche Nutzung bei größeren Kanälen sieht, rechtlich über Anwälte oder mit vorher geschlossenen Nutzungsvereinbarungen rechtlich abgesichert. Hier sollte man sich nicht dazu verleiten lassen in eine "wenn die das machen, darf ich das auch" Mentalität zu verfallen, weil man sieht von außen nicht, welche Verträge und Vereinbarungen geschlossen wurden.


    Bei privater, nicht-kommerzieller Nutzung gibt es da bestimmte Duldungs-Grenzen, die bisher sehr schwammig waren, nun aber durch Artikel 17 etwas genauer formuliert werden. Aber spätestens bei kommerzieller Nutzung (sprich durch Monetarisierung, setzen von Affiliate-Links, Erhalt von kostenlosen Testmustern, etc. pp.) gelten ziemlich strikte Regeln im Urheberrecht und hier kann man neben den unbeliebten Claims (eher im Musikbereich üblich) auch ganz schnell in den Bereich Content-Löschung (=Strikes, 3 davon in kurzer Folge = Kanallöschung) geraten. Und auch wenn man nicht-kommerziell anfangen sollte, falls man später wechselt oder auch nur Millimeterweise die Grenze berührt, wird eventuell sehr schnell ein Großteil solcher Content-Arten zu einem massiven Problem. Und diese Probleme können neben Löschungen auch schnell Abmahnungen, Unterlassungserklärungen, Strafgelder oder Entschädigungszahlungen zur Folge haben.


    Grundlegend ist die Plattform YouTube technisch in der Lage kopierte Inhalte, an denen die Urheberrechte bei anderen liegen in Teilen zu erkennen und den eigentlichen Inhabern der Urheberrechte Bescheid zu sagen oder sogar direkt Ansprüche (Claims) oder Löschungen vorzunehmen.


    Dazu muss man aber sagen, dass die Erkennungsrate bei Musik zwar bereits sehr hoch ist, bei Standbildern und animierten Bildern aber noch eher in den Kinderschuhen steckt, wenn man es grob überschlägt. Allerdings gibt es sehr viel Forschung und Entwicklung in diesem Bereich, auch bedingt durch neue Gesetze und immer stärkere Forderungen aus der Wirtschaft hierzu, sowohl aus dem Bereich der Content Industrie, die Rechtssicherheit für ihre Inhalte möchte, wie auch aus dem Bereich der Werbeindustrie, die meistens nicht möchte, dass ihre Werbung auf illegalen Inhalten angezeigt wird. So werden viele Dinge momentan noch nicht oder nicht zuverlässig erkannt, aber man kann davon ausgehen, dass die Erkennungsrate in der nahen Zukunft massiv ansteigen wird, auch durch immer ausgefeiltere KI Systeme. Und Content, der dieses Jahr vielleicht noch unerkannt durchrutscht, wird mit ständig steigender Erkennungsrate dann vermutlich nächstes Jahr oder in den Jahren danach plötzlich reihenweise erkannt und gelöscht


    Mit Artikel 17 werden gerade aktuell sehr viele bisher unklare Regelungen oder schwammige Formulierungen, die dann bisher im Zweifel für den Urheberrechte-Inhaber ausgelegt wurden, oder oft vor Gericht erst genauer definiert wurden, in klarere Regelungen und Grenzen gefasst. Diese Regelungen sind aber aktuell noch nicht vollständig in die YouTube Systeme integriert. So gelten teilweise schärfere und teilweise schwächere Regeln. Aber dies kann zum Teil auch weiterhin so bleiben, denn YouTube ist eine internationale Plattform und das neue Urheberrecht ist eine nationale Auslegung einer EU Verordnung, die halt nicht überall auf der Welt volle Wirksamkeit hat. Damit wird dieser ganze Bereich weiterhin sehr, sehr kompliziert bleiben.


    Und es steht YouTube frei, ihre Systeme nicht nur auf bestehende gesetzliche Grenzen zu eichen, sondern sozusagen zusätzlich zur Einhaltung der staatlichen Bestimmungen "schärfere Hausregeln" zu führen, die Dinge auf der Plattform verbieten, die nach geltendem Recht erstmal grundlegend für eine Veröffentlichung im Internet allgemein okay wären. Die Firma Alphabet hat hier mit ihren AGBs, Community Guidelines, etc. reichhaltige Möglichkeiten und im Zweifel fast immer das Hausrecht, und kann Content, der "für Ärger sorgt", jederzeit recht frei von der Plattform entfernen, selbst wenn ein Fall vorliegt, der vor Gericht vielleicht nicht so streng behandelt werden würde.


    Und sehr oft wird hier "auf Nummer sicher" gegangen und Content der in diesem Bereich fraglich oder riskant wird, lieber erstmal vorsichtshalber gesperrt und gelöscht, ehe man in die Gefahr läuft, im Nachhinein teure Gerichtsstrafen zahlen zu müssen. YouTube musste hier in den vergangenen 15 Jahre schon mehrfach Strafen von mehreren hundert Millionen zahlen, die sind da lieber vorsichtig. Und auch aus der Gruppe der Werbetreibenden gab es bereits öfter Boykotte, wo mit Entzug von Werbegeldern gedroht wurde, oder dies auch bereits durchgeführt wurde, bis YouTube bestimmte Inhalte von der Plattform entfernt hatte.

  • Okay, das ist mal sehr ausführlich, vielen Dank dafür!


    Dennoch noch eine Frage:


    Ich weiß nicht ob das so ist, aber ich glaube kaum, dass die ganzen Menschen die die Memes erstellen, sich zu jeden Bild oder Clip eine Erlaubnis einholen... oder?

    Die Memes entstehen wie Lauffeuer...


    Wenn ich Memes verwenden wollen würde, wen müsste ich dann theoretisch Kontaktieren? Den Meme Ersteller oder der für das Ursprungsvideo/Foto verantwortlich ist?


    Grüße Peter

  • Ich weiß nicht ob das so ist, aber ich glaube kaum, dass die ganzen Menschen die die Memes erstellen, sich zu jeden Bild oder Clip eine Erlaubnis einholen... oder?

    Die Memes entstehen wie Lauffeuer...

    korrekt, etliche Menschen begehen Straftaten auf der Welt und werden dabei nicht erwischt ... sei es nun Mord, Vergewaltigung oder Diebstahl von materiellen Eigentum oder geistigen Eigentum ... und wiederum etliche werden ebenso erwischt und müssen Strafen zahlen bzw. absitzen (oder in einigen Ländern den Tod fürchten).


    Wie ZapZockt schon in seinem wieder mal sehr ausführlichen und sehr freundlichen Post erwähnte, sollte man nicht in eine "wenn die das machen, darf ich das auch" Mentalität verfallen.


    ZapZockt hats eigtl. mehr als gut verdeutlicht, dass man sich an die Regeln halten sollte, ich mein, ihr habt ja auch schon *Erfahrungen damit, dass Konten von Heut auf Morgen gelöscht worden sind. Im rechtlichen Sinne ist jeder für seinen eigenen Hintern verantwortlich und Plattformen, Cops, Anwälte & Richtern, ist es dabei vollkommen Latte, was andere machen in dem Moment.


    Nur um das Phänomen der MeMes mal ein wenig leichter verständlich zu machen ...

    Allein auf YouTube werden pro Minute, 500h und steigend an Videomaterial geupt und KIs haben da schon Probleme bei der automatischen Erkennung (Zich Länder, zich Rechtslagen etc.pp.) ... und YouTube ist nur ein kleiner winziger Teil des ganzen Internets. Also dass da etliche illegalle uploads stattfinden liegt zum einem in der Natur der Dinge, zum anderen würde man, ganz grade Linie fahren und jeden Kleinschiss zur Anklage bringen, dann wären so gut wie alle Internetnutzer (60%+ der Weltbevölkerung) schon verklagt worden, die Behörden total überbelastet mit unnützen Kleinkram und alles würde zusammenbrechen.



    tl;dr: Ihr kennt die Rechtslage & Spielregeln der Plattformen dank ZapZockt nun soweit, ob ihr euch dran haltet oder nicht, ist wie bei allen euch selbst überlassen. Aber wenn man denn schon mal einen Acc, irwo gesperrt bekommen hat, sollte man eigtl. vorsichtig sein.


    bzgl. der Sperrung auf Insta, YouTube ist da noch einiges schärfer was auch nur annähernd in Richtung sexual Content geht, angeht, siehe dazu den Fall 61 Minuten Sex(~500K Subs), was ein mehr als nur Vorbildlicher Lehrkanal in der Richtung war.


    Wenn ich Memes verwenden wollen würde, wen müsste ich dann theoretisch Kontaktieren? Den Meme Ersteller oder der für das Ursprungsvideo/Foto verantwortlich ist?

    sowohl als ob, also Beide. Logischer Weise, wiegt die Entscheidung, des Urhebers des Quellmaterials schwerer als die des Wiederverwerters. Und keine Antwort bzw. nicht Erreichbarkeit ist nicht gleichzusetzen mit Genehmigungen, sondern stehts mit einer Ablehnung gleichzusetzen.


    ansonsten gilt für eine rechtssichere Rechtsberatung einen Rechtsanwalt aufsuchen.

    Rechtsberatung sollte man sich genau so wie medizinische Diagnosen nicht im Netz in Foren, sozialen Netzwerken oder Chat Gruppen suchen!




    Alle Beiträge dieses Accounts in diesem Board dienen lediglich der Informationsweitergabe und sollen keine Rechtsberatung darstellen.

  • Steve und ZapZockt vielen lieben Dank für eure Mühen.

    Jetzt sind wir definitiv schlauer.


    Um eines mal richtig zu stellen, wir wollten nicht in die "wenn die das machen..." Mentalität verfallen, sonst wäre wären wir ja nicht hier :)

    Mir ist es aufgefallen, ich habe mir Gedanken gemacht und nach Hilfe gesucht und habe euch gefunden :)


    Das mit 61 Min. Sex habe ich gar nicht mitbekommen, habe die auch oft und gerne geschaut... Es gibt ja immer noch etliche Channels die darüber reden

    zb. https://www.youtube.com/channel/UC3ZkjIfabQzVypsQBd9-AIQ (Möchte den Namen hier nicht reinschreiben aus Jugendschutz Gründen...)


    Aber gut, wir werden aufpassen. Und hoffen das wir nicht gelöscht werden^^


    Vielen Dank nochmals!

  • Ich weiß nicht ob das so ist, aber ich glaube kaum, dass die ganzen Menschen die die Memes erstellen, sich zu jeden Bild oder Clip eine Erlaubnis einholen... oder?

    Die Memes entstehen wie Lauffeuer...

    Die meisten Memes, die bisher verwendet werden, sind in DE bis momentan weitestgehend illegal gewesen. Denn sehr oft handelt es sich um nicht genehmigte Ausschnitte aus TV-Shows oder um Bilder von Personen, deren Recht am eigenen Bild verletzt wird. Allerdings gibt es bei Memes in der Form der kleinen .gifs seltener Kläger. Und oft sind hier internationale Personen des öffentlichen Interesses zu sehen, oder Leute, die das lustig finden oder sich dadurch geehrt sehen. In den USA gibt es da andere Gesetze, wie das Fair Use Regelwerk, aber das gilt a) nicht in DE/EU, und b) ist das kein Recht, dass man einfach so hat, dass muss man sich vor Gericht erstreiten. Aber wo kein Kläger, da auch kein Richter. Und bisher galt, dass Plattformen eine durchgehende Überprüfung der Inhalte nicht vorgeschrieben wurde, da der technische Aufwand als unzumutbar und die Technik als noch nicht verfügbar galt.


    Mit Artikel 17 werden diese bisher meistens illegalen Memes in DE sozusagen legalisiert, solange sie nicht mehr als 15sek Bildmaterial zeigen (animiert) oder 125kb Bildgröße haben (Standbild). Auch für Textzitate, etc. gibt es dann exakte Grenzen, die man einzuhalten hat. Dies gilt dann für große Plattformen, die dazu verpflichtet werden, Nutzungsverträge für die kleinen, unkommerziellen Nutzer ihrer Dienste mit den Urhebern abzuschließen. Wenn es um kommerzielle Nutzung geht, ist der Nutzer selbst haftbar und muss dann eigene Verträge abschließen oder halt Strafen zahlen. Und das Recht am eigenen Bild ist, bis auf die Ausnahmen Person des öffentlichen Interesses oder aufgenommen auf einer öffentlichen Veranstaltung, weiterhin gültig. Wenn sich jemand darüber beschwert, wird es vermutlich erstmal gelöscht, und man kann dann vor Gericht ausstreiten, ob das rechtens war oder nicht, mit eigenem finanziellen Risiko.


    Viele weitere Infos, kann man auch hier finden:
    https://www.bmjv.de/SharedDocs…echt-dig-Binnenmarkt.html


    Bei YouTube sieht das dann auch noch etwas anders aus, als bei den meisten anderen Plattformen, denn YouTube verfügt über eine solche Technik bereits seit Jahren. Und YT nutzt sie zum einen, um weitere Klagen von Rechte-Inhabern im Vorfeld zu vermeiden, auch um Streitfälle eventuell bereits im Vorfeld zu schlichten, ehe es zu einem Prozess kommen muss (hier werden also Creator von YT zum Teil vor gegnerischen Anwälten und Gerichtsprozessen abgeschirmt). Aber zum anderen auch, um ihre eigenen Regeln bezüglich Qualität, Originalität und Familienfreundlichkeit durchzusetzen. Darum ist YouTube vermutlich auch momentan die mit am stärksten regulierte und überprüfte Plattform. Ganz einfach, weil die Ingenieure von YT ganz vorne dabei sind, die Techniken zu entwickeln, die notwendig sind, um vollautomatisch und ohne gewaltige Zeitverzögerung riesige Mengen von Content abzuscannen.


    Meine Einschätzung:

    In Kürze wird das, was bei YT schon Realität ist, aber wohl auf allen größeren Plattformen passieren. Und dann werden manche Dinge, die man bisher als "normal" ansah, eventuell ganz schnell aus der Online-Welt verschwinden, oder soweit angepasst, dass es rechtlich tragbar ist und in die gesetzlichen Rahmenbedingungen passt. Aber wie gesagt, internationaler Markt, internationale Gesetze, und die meisten Plattformen werden eher den Weg des kleinsten gemeinsamen Nenners gehen, um Prozesse zu vermeiden.

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