Wieviel Qualität ist zu viel für YouTube?

  • Also, ich denke, das kommt auf die Zielgruppe an. Es gibt sicher eine Zielgruppe, die Authentizität vorzieht und Ungekünsteltheit, aber dann gibt es auch Leute, die sagen sich, "das kann ich auch, ich will was sehen, was Besonders" ist, für die ist das mit der Authentizität dann nix. Ich persönlich mag auch Ungekünsteltheit und Natürlichkeit, aber ich mag keine trashigen Videos. Ich finde es übertrieben, wenn sich dann erst mal wild geschminkt und gestylt wird und der ganze Hintergrund aussieht wie Marshmallows in Zuckerwatte, und dann noch affektiviert in die Kamera gequietscht wird mit Dauergrimassen, das kann ich mir nicht angucken. Ich schäme mich aber andersherum fremd und fühl mich geradezu körperlich unwohl, wenn da jemand im Feinrippunterhemd sitzt. irgendwas in die Kamera nuschelt und stammelt und drumherum sieht es aus wie bei nem Messi im Pizzakarton. ^^


    Für mich kommt es aber im Grunde auf den Inhalt der Videos an, mehr als auf das perfekte Video von Optik, Technik, Schnitt usw.! Wenn ich z.B. ein Tutorial suche, dann möchte ich verstehen und erkennen im Video, was derjenige macht. Viele Tuturials sind zwar "perfekt", aber kaum zu verfolgen, zu schnell in Bild und Ton. Da würde ich lieber einem Laien zugucken, der sich mehr zeit lässt, alles zu erklären, als nem Profi, der alles runterrattert. Das ist sicher auch bei Backrezepten so, um auf die Ursprungsfrage zurückzukommen.


    Gucke ich mir dagegen einen nachgespielten Sketch an oder so, dann bringt die tollste Technik nix, wenn die Typen vor der Kamera null schauspielerisches Talent haben. Auch furchtbar anzuschauen.


    Naja, ich denke, es kommt immer drauf an, um was es genau geht. Mir fällt nur selbst auf, dass ich den meisten "großen" YouTubern nicht gern zuschaue, weil sie mir nur noch wie Kunstfiguren vorkommen. Wenn jemand in seinen Videos auf Technik oder Gaming abzieht, ist das noch zu verschmerzen, bei Vloggern ist es nicht zu ertragen, da kann ich dann auch der Katzenberger beim Shoppen zuschauen, ist genau so "echt". ;)

  • Was ich persönlich immer ganz cool finde ist ein kleines "Studio" oder Setup, indem man so "Labervideos" Machen kann. Klar ist die Qualität dann direkt viel höher, und es wirkt professioneller, aber wenn man stattdessen ein Unaufgeräumtres Zimmer seigt, weil man immer so lebt (von wegen Authentizität und so) ist das ja nicht gemütlich, und auch nicht schön.

  • Gutes Thema!


    Ich denke der Faktor der hier bisher in der Diskussion unterschätzt wurde ist Innovation. Innovation greift unabhängig von gescripted oder authentisch. Besonders auf Youtube und Social Media gewinnt der, der als erstes den mystischen Suchbegriff gefunden hat, den viele suchen aber noch niemand sich zu eigen gemacht hat. Zusätzlich dazu haben Regisseure wie Zack Synder oder Nolan auch bewiesen, dass rein visuell kreativer Style schon eine ganz neue Welle an Zuschauern auslösen kann.


    Guckt euch mal die Simpsonwave Welle an, what the hell? Und plötzlich ist alles voll mit Lo-Fi und Vaporwave Thumbnails. Ich würde es auch nicht so leicht reduzieren auf: Die Leute wollen jemand der wie dein Buddy aus dem Keller filmt. Die deutschen Youtube Trends werden von RTL-ähnlichen Formaten, auch im Level der Bild- und Tonqualität beherrscht. Dass das alles trotzdem sich noch an das Vlog-Format hält, hat ja nichts damit zu tun, dass es die typischen Regeln von Mimik, Gestik und seichter Unterhaltung folgt. Der ganze Pranktrend ist nichts anderes als die Pannenshows die Ende der 90er / Anfang der 2000er im Fernsehen liefen bzw. "Achtung! Versteckte Kamera!".


    Mittlerweile befinden sich alle Zielgruppen auch auf Youtube, manche in höherer und erfolgsversprechenderer Anzahl als andere. Aber das ist genauso wie halt ein Carl Sagan nie hoffen konnte so populär zu werden wie Will Smith. Hey, nicht mal Stephen Hawking ist so vielen als Name bekannt wie George Clooney. Die Zielgruppe macht da mehr Vorgaben an den "Unterhalter", als Youtube also die Plattform ansich. Es kommt drauf an wen man ansprechen möchte. Wenn du eine Death Metal Sendung in egal welches Fernsehformat bringen wolltest, müsstest du dir auch einen "authentischen" und innovativen Keller-Style einfallen lassen. MTV hat mit seinem Garagenstil damals genau das gemacht. Es bedeutet nicht unbedingt weniger Qualität sondern einfach nur seine Professionalität an die Zielgruppe anzupassen und nach den entsprechend passenden stilistischen Mitteln zu suchen. Professionalität bedeutet nicht gleich den Größten zu imitieren unabhängig vom eigenen Content.

  • @SpiderJerusalem ein sehr guter Beitrag!


    Finde auch das Thema Innovation wird starkt unterschätzt, sowie die reine "Video- Qualität" starkt überschätzt.


    Mein qualitativ schlechtestes Video hat die meisten Aufrufe- denn ich habe mit dem Thema eine Nische gefunden, die zuvor noch niemand genutzt hatte und das brachte den Erfolg.


    Oft sehe ich Kanäle, die 50.000 Abonnenten und mehr haben, dessen Video- Qualität aber nicht viel besser als meine ist. Die Videos glänzen aber durch hilfreiche Inhalte, sehr sympatische Youtuber (Sympathie wird sehr unterschätzt und man kann sie übrigens mit Tricks verbessern! Körpersprache und Darstellung sollte für YTer auch ein wichtiges Thema sein), Nischenthemen, erzeugte Atmosphäre ect....


    Was natürlich nicht heißen soll, das man sich zB. auf schlechte Bildqualität ausruhen sollte- sich stetig weiter zu entwickeln sollte immer das Ziel sein- allerdings ist das auf YT meiner Meinung nach nicht unbedingt das Wichtigste.


    Eben die Zielgruppe bestimmt;).

  • Es kann überall etwas zu viel geben. Jedoch da der Mensch immer das haben will was er noch nicht hat, wird sich daran auch nie etwas ändern.


    Neben Youtube gibt es ja auch Beispiele wie zum Beispiel Leute die 2 Monitore haben (ja, ok ich habe auch welche :whistling: ), dann gibt es welche die sogar 3 oder noch mehr Bildschirme haben wobei man sich ja denken könnte, dass einer normal reichen sollte. Und dann kommen noch welche die stellen sich 2 Curved-Monitore auf den Schreibtisch :D .


    Aber ich sehe es auch bei uns dass die Qualität immer mehr zunimmt bzw. auch was das Equipment betrifft. In einer weiße finde ich das sogar normal, sich so weiter zu entwickeln, denn im Grunde genommen hat der Mensch die letzten Jahrtausende ja auch nichts anderes gemacht ;) .


    Einzig bei Vlogs zum Beispiel finde ich könnte es zu viel Professionalität geben, da Vlogs ja aus dem Alltag heraus gefilmt werden und deswegen man nicht allzu viel drumherum bauen sollte.

  • Ist zwar schon älter das Thema, spricht mich aber an, so schreibe ich was dazu.
    Also wir selber versuchen technischn hochwertige Videos zu produzieren, dass ist aber auch dem Thema gezollt. Edutaiment sollte immer etwas edler sein und dass möchte ich selber auch in besserer Quali sehen.
    Wobei gerade Ronny da sehr großen Wert auf einen "edlen, eleganten" look legt. Wenns nach mir ginge würde manches einfacher ausfallen.
    Vlogs und Lets plays sind eine andere Sache, hier geht es darum authentisch zu sein, da darf die Quali ruhig etwas leiden.
    Generell finde ich aber dass Videos schon eine gewisse Qualität haben sollen, Wackelkameras und Rauschton mag niemand.

  • Wenn mir die Quali zu schlecht ist, gehöre ich auch zu den Leuten, direkt wegclicken. Wobei der Ton wichtiger als das Bild ist. Und der Sprecher ist extrem wichtig. Ich hasse zum einen die Hektiker, die 600 Worte pro Minute sprechen, aber LEute die so ganz langsam erzählen sind für mich ebenso wichtig. Sprechgeschwindigkeit ist für mich also ein Qualitätsmerkmal.

  • Die Sprechgeschindigkeit und vor allem die Vertonung. Wenn jemand ohne Betonung oder zu gelangweilt spricht, dazu den klassischen Sing-Sang in der Stimme hat, kann ich nur schwer zuhören.

  • Nein, meiner Meinung nach gibt es nicht zu viel Qualität für YouTube.
    Jeder kann seine Videos so gestalten, wie er sich wohlfühlt.
    Der eine macht ungescriptete Vlogs usw... und der andere ganze Feature Films mit Kinokameras.
    Es gibt einfach zu viele Generes und zuviele Zielgruppen um zu sagen, welche Qualität man haben sollte.
    Natürlich bekommen qualitativ hochwertigere Videos mehr Disslikes, da man jeden Fehler bemerkt und mehr erwartet.

  • Es gibt einfach zu viele Generes und zuviele Zielgruppen um zu sagen, welche Qualität man haben sollte.

    Und genau das macht Youtube aus! Ranzqualität und Edelproduktion auf einer Plattform - so findet jeder sein Genre und wirklich jeder kann sich verwirklichen. Das finde ich sehr wichtig und das muss auch so bleiben! :-)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite?
Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!