Wie persönlich ist euer Kanal?

  • Mahlzeit,
    wie im Titel angedeutet geht es mir in diesem Thread um die Thematik, wie persönlich ihr euch bei der Zurschaustellung eurer Inhalte den Zuschauern präsentiert, welche Vorteile für die Reichweite eurer Videos ihr euch davon erhofft bzw. bewusst und aktiv ausnutzt und welche Nachteile ihr dafür in Kauf nehmt. Dies bezieht sich sowohl auf den messbaren Erfolg eures Kanals, welcher sich ggf. durch eine Monetarisierung auch auf euerm Konto bemerkbar macht, als auch auf den ideellen, subjektiven Nutzen den ihr in Form einer Bühne mit genießendem Publikum und reichlich Feedback für eure Kunst, sowie auch einer gewissen Form von sozialer Interaktion erzielt.
    Darüber hinaus schlägt sich all dies natürlich auch im technischen wie psychologischen Aufwand bei der Produktion der Videos nieder. Ein YouTuber, der seiner Community in ehrgeizig-regelmässigen Uploads sichtlich gut gelaunt und mit Elan die Umsetzung von allerlei Rezepten anschaulich vorführt, um sein Projekt aus ernsthaftem Interesse am Laufen zu halten, obwohl er längst nicht immer gute Laune oder überhaupt Lust zum Kochen hat, empfindet immer wieder Stress, den ein Animator, der seinen Zuschauern zwar seine gerenderten Videos, aber nie sein Gesicht oder seine Stimme präsentiert, gar nicht kennt. Ein YouTuber, der politsche Ereignisse und Nachrichten möglichst zeitnah und aktuell kommentiert/kommentieren muss und im Gegensatz zu einem Kochkanal nicht die Möglichkeit hat, bei guter Muse mehrere Videos hintereinander zu produzieren und diese verzögert zu veröffentlichen wird diesen Druck natürlich noch deutlicher spüren.


    In beliebten Formaten wie Let's Plays, Politik, Comedy, Fashion/Beauty, ect. sind wir es ja gewohnt, dass man vom Kanalbetreiber zumindest dessen Stimme in Erzählfunktion sowie meistens auch sein Aussehen als kleines Overlay oder sogar videofüllend in Halbtotale oder Halbnahe als integralen, unverzichtbaren Bestandteil von dessen Veröffentlichungen wahrnimmt. Bei einem fachlich wie charakterlich überzeugenden Auftritt des Protagonisten in diesem Modus kann, Sympathie vorausgesetzt, beim (dauerhaften und regelmässigen) Zuschauer eine in gewisser Weise persönliche Bindung über das Interesse am Thema selbst hinaus entstehen. So bevorzugen ja b.s.p.w. etliche Gamer die Let’s Plays von Gronkh eben aufgrund der persönlichen Note, die er seinen Videos durch seine humorvolle und emotional mitreißende, wie auch kompetente Darbietung verleiht. In Vlogs werden diese psychologischen Effekte bedingt durch die Art der Darstellung, sowie der Inhalte dementsprechend noch intensiviert.


    Auf der anderen Seite wird sich auf einem Kanal, der zur Vorführung bspw. von Musik/Ambience oder (stummen) Animations(kurz)filmen jedweder Art betrieben wird und sich zumeist an ein internationales Publikum richtet, wohl kaum dessen Schöpfer persönlich per Video (in potentiell schlechtem Englisch) an sein Auditorium richten, da seine Präsenz für den Videoinhalt selbst i.d.R. belanglos oder sogar störend sein würde. Diese unpersönliche Form der Präsentation zieht nicht selten eine Art Selbstbedienungsmentalität nach sich. Man hört sich die Musik oder Ambience an um sich selbst dadurch emotional in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Man sieht sich die interessanten animierten Kurzfilme oder zusammengeschnittenen Katzenvideos zur Zerstreuung und Kurzweil an. Bei all dem behält man von dessen "Quelle" bestenfalls den Kanalnamen im Kopf, nur um ihn später unter all den eigenen Abos wiederzufinden, und verfasst vielleicht gerade noch einen kurzen wohlwollenden Kommentar. Das alles entspricht für den „Konsumenten“ somit de facto zumindest größtenteils eher einer kostenlosen Variante der bekannten on-demand-Dienste für audiovisuelle Medien ohne jegliche persönliche Bindung als dem oftmals fast schon heimeligen Communitygeist von b.s.p.w. „der sympathischen YouTuberin, die regelmässig fetzige Kochvideos raushaut“ und auf deren nächstes Video man sich freut.


    Wie seht ihr das? Welche Überlegungen habt ihr vor dem Erstellen über Thema und Umsetzung eures Kanals unter diesem Aspekt angestellt und welche Erfahrungen durftet/musstet ihr seitdem machen? Mich selbst hat diese Problematik beim Herauskristallisieren des Konzepts für meinen eigenen Kanal aus meinen Interessen eine ganze Weile gemartert.


    Nun denn, haut’s nei ^^

  • Mein Kanal ist theoretisch beides- auf den ersten Blick sehr unpersönlich. Man sieht mich äußerst selten vor der Kamera, hört mich selten und man erfährt auch nichts aus meinem Privatleben. Ich weis, dass ich es mir so sicher auf YT schwerer mache was mein Wachstum betrifft.
    Auf der anderen Seite sind meine Bilder wiederrum eigentlich sehr persönlich. Finde, dass man sich selten so nackt vor der Kamera zeigt, wie durch seine Kunstwerke/ (zb in meinem Fall) Acrylbilder.
    Fast jedes Bild hat eine eigene Geschichte und nicht umsonst lassen Psychologen gerne Bilder zeichnen um das Unterbewusstsein zu analysieren.


    Ich denke, dass man sicher besser Zuschauer bindet, je persönlicher die Videos sind- gleichzeitig sollte man dich wohlfühlen und sich immer der Konsequenzen bewusst sein, wenn man sein Leben der Öffentlichkeit offen legt :hmm:

  • Also bei TerrorTimme habe ich immer einen persönlichen Bezug zu den Zuschauern aufgebaut. Habe mich für Abozahlen bedankt und bin mit meiner eigenen Meinung an die Leute herangetreten.


    Bei Chubby Movies geht es nur um die Unterhaltung. Quasi "Film AB" wie im Kino. Die Bindung zu den Zuschauern möchte ich in den Kommentaren und vorallem auf Instagram aufbauen und pflegen. Man wird mich zwar zukünftig vor der Kamera sehen, aber ich werde wahrscheinlich nicht mit dem Zuschauer auserhalb des Videos kommunizieren. Es sei denn ich plane etwas wie bei House of Cards. Aber da spricht dann auch nur ein fiktiver Charakter.

  • Nun Elena, ich muss gestehen, dass ich die Thematik im Bezug auf YT nie unter diesem Aspekt durchdacht habe. Stimmt, unsere kreativen Werke, seien es Bilder, Skulpturen, Prosa oder eben Musik, verraten in chiffrierter Form in der Tat einiges über unser seelisches Innenleben und man muss oftmals nicht einmal Psychologie studiert haben, sondern schlicht über ausreichend Empathie und Lebenserfahrung verfügen, um dies zumindest erahnen zu können. Und ja, es sollte in der Tat gut überlegt sein, wie viel man von sich preisgibt und wie weit man geht, da es hinterher kein Zurück mehr gibt (abgesehen vom Kanaltot).


    Ich selber habe monatelang an der Umsetzung meines Bedürfnisses gearbeitet, mich selbst als Darsteller vor der Kamera zu positionieren und Themen, die mir am Herzen liegen, eben persönlich möglichst fachlich kompetent unter die Leute zu bringen. Gescheitert ist die Umsetzung recht kläglich daran, dass sich mein Interesse für Tontechnik, Musikproduktion und Sound Design in kein stimmiges Konzept gießen liess, dass ich ohne nennenswerte Kompromisse mit Leib und Seele regelmässig hätte ausfüllen können.
    Nun habe ich mich für ein reines Sound-Design-Projekt entschieden, welches mich zwar technisch-kreativ absolut ausfüllt und glücklich macht, bei dem ich aber als Kreativmensch wie oben beschrieben vollständig in den Hintergrund trete. Ein Hörbuchprojekt, welches ich durch eine selbstgebaute Gesangskabine, anständigem Mic und ordentlich Dämmung technisch sauber realisieren könnte und welches die Ambience aus meinem aktuellen Projekt nutzen würde, wurde verworfen, da mir diese Arbeit zwar ebenfalls sehr zusagt, aber der Aufwand bei meinen Qualitätsansprüchen zu hoch und das ganze trotz Stimmeinsatz immer noch unpersönlich wäre.


    Nun, danke für eure Anregungen. Ja TerrorTimme, ich denke, es wäre in der Tat das Sinnvollste, in nicht all zu ferner Zukunft über einen zweiten Kanal mit persönlicher Darstellung nachzudenken und beide Kanäle parallel zu führen, anstatt auf Krampf alle Interessen und Ideen in ein YT-Projekt pressen zu wollen. Bis ich mein aktuelles Projekt halbwegs zum Laufen gebracht habe, dürfte ich ohnehin genug Bedenkzeit gehabt haben. :D

  • Sieht man mich? Nein.
    Hört man mich? Nein.
    Lernt man bei mir etwas? Nein.
    Erfährt man was über mich? Nicht wirklich.


    Trotzdem hat mein Kanal eine sehr persönliche Bindung zu jedem einzelnen Video (finde ich), das läuft dann aber wohl eher alles "Intern (schriftlich oder Absprache)" zwischen mir und dem "Kunden" ab.
    Denke das ich das auch so nennen darf, wenn man Sachen für Leute erstellt die genau das von einem haben möchten was ihnen im Köpfchen vorschwebt (selbst wenn es einem selbst nicht gefällt).
    Ist halt kein Let's Play was ich biete


    Ist also irgendwie eine Ansichtssache, für außenstehende ist da 0 Persönlichkeit drin, für involvierte 100% ;)

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