Beiträge von schlimmer Kopfmensch

    @Vogel frei! Korrekt, selbstverständlich kann man sich nicht permanent negativen Realitäten stellen und diese analysieren. So viel Kraft haben Menschen wie wir nicht. Das war aber auch gar nicht Teil meiner Aussage. ;-) Außerdem muss man sich die Abwechslung / Auszeit von schweren Themen sowohl als Creator, als auch als Consumer nicht zwangsläufig auf dem eigenen Kanal verschaffen. Wenn du nach einem für dich psychisch anstrengenden Video eine Auflockerung brauchst, muss diese nicht zwingend durch ein "positives" Video erreicht werden, sondern gern auch mal durch eine Tätigkeit unabhängig von Youtube. Ein Konsument, der sich das ein oder andere seelisch belastende Video angesehen hat wird zur Aufheiterung vermutlich entweder den Kanal wechseln, etwas anderes am Rechner machen, oder schlicht die Glotze ausschalten und sich ein wenig Real Life gönnen. ^^ Im Gegenteil kann es sogar schädlich für den Kanal sein, wenn nach mehreren Zuschauermagneten Videos hochgeladen werden, die den Content thematisch und ggf. auch qualitativ verwässern und die Anhängerschaft verwirren. :-)


    @Psychisch krank? Vielen Dank für die Blumen. Nein, literarisch bin ich nicht schöpferisch tätig, aber ich lese viel, soweit es meine Zeit hergibt. Der Text ist übrigens nach einer viel zu kurzen Nacht entstanden und noch bevor mich die Kaffeemaschine erlöst hat. ^^ Ich hatte auch mehrfach gehadert, ob ich ihn überhaupt (so) abschicke. Psycho Stuff halt, wobei wir wieder beim Thema wären.
    Nun, "leider" habe ich eine gewisse Durchsicht in diesem Thema. "Leider" da aus Selbstanalyse (wie du jetzt zweifellos schon vermutet hast) und darüber hinaus durchaus auch aus intellektuellem Interesse. Die vollständige Antwort ist lang und komplex und hier fehl am Platz. Ich hatte die letzten Monate viel Zeitdruck, auch weil ich seit kurzem meinen eigenen Kanal über das unmittelbare Säuglingslevel heben möchte, und freue mich, nun endlich auch mal wieder Zeit für eine (Online) Community und ebenso "Frischluft" Kontakte zu haben und mich auch wieder in Diskussionen einbringen zu können. :-)


    Aber zurück zum Thema: Wie gesagt hoffe ich, dass du das durchziehst. Der Youtube Himmel ist voller unkenntlicher Kanalleichen mit einer vergessenen Geschichte und einer verkannten Bedeutung ( @traumaland und wehe du schaufelst schon an deinem Grab. Nutze die aktive Auszeit und setz dich im Anschluss nicht unnötig unter Druck. :-) ). Vor allem lässt sich in dieser frühen Phase kaum absehen, wie dich die Arbeit an deinen Videos mit der Zeit verändert. Ich bin mir sicher, dass du durch das Aufarbeiten, das Analysieren, überhaupt das sich-seinen-Problemen-stellen-und-nicht-(mehr)-verdrängen mit der Zeit eine wie auch immer geartete positive Veränderung durchmachen wirst. Vom Feedback deiner derzeitigen und künftigen Abonnenten ganz zu schweigen. Das mag pauschal und generisch hingeworfen klingen, aber auf genau diesem Wege (u.A.) enstehen ja Copingstrategien. Emotional wird unsereins der eigenen Probleme niemals nennenswert Herr werden, aber ich durfte lernen, dass das rationale Verständnis des eigenen "fehlerhaften Systems" ein mächtiges Tool sein kann. Vermutlich fallen dir auch deshalb Videos leichter, deren Thematik du rational schon durchdrungen hast (und die freilich auch emotional mehr oder minder beherrschbar gemacht wurden) im Vergleich zu denen, deren Thematik dir noch als bedrohlicher "Nebel und Finsternis" erscheint, auch weil sie rational kaum erschlossen ist. Aber wem schreibe ich das? Deinen Videos nach zu urteilen verfügst du ja selber bereits über ein wirklich gutes Verständnis der Problematik.

    "[...] Diese Situation mag vielleicht der ein oder andere kennen [...]" Welch vorsichtige Vermutung - Ich bin mir absolut sicher, dass du damit jedem Menschen mit einer wie auch immer gearteten Angststörung bzw. Depression den Spiegel vorgehalten hast. Der Abschluss mit dem Kaffee macht daraus den Narrenspiegel (etwas scharf ausgedrückt) und triggert zumindest bei mir die Selbstironie. Der notorische Selbstbetrug, den man so oft wiederholt, bis man sich endlich zum Anruf durchringen kann. ^^
    Aber auch ungeachtet des wirklich gelungenen Einstiegs deines ersten Videos (und damit der ganzen Serie) ein vielversprechender Auftakt mit den ersten drei Clips. Respekt für den Mut, und ich hoffe, dass du dein Projekt auf Dauer durchhalten kannst. Es gab in diesem Bereich zumindest meiner Erfahrung der letzten Jahre nach so einige, die aufgegeben haben aus Gründen, die man oft nur mutmaßen kann. Es ist vermutlich mit höherer Spannung verbunden, seine eigenen Probleme und damit "Schwächen" (in den Augen derer, deren Moral sich ausschließlich an ihren Raubtierinstinkten orientiert) an eine so exponierte Stelle zu setzen.
    Dabei ist es gerade bei Depression eines der effektivsten und zugleich mit verhältnismässig wenig Aufwand verbundenen Mittel, den eigenen Gedanken(abwärts)spiralen zu entkommen, indem man sich mit anderen Betroffenen austauscht oder eben bspw. durch Videos ihre Geschichte, Erlebnisse und Erkenntnisse erfährt und die eigenen Gedankenbahnen auflockert. Wie schnell versackt man in den eigenen mentalen Sackgassen. Egal in welche Richtung man sieht, egal welch raffinierte Pläne man austüftelt, die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit wirken vor unserem verzerrten geistigen Auge wie ein drohendes Mahnmal verlorener Schlachten oder gar Kriege und die Erkenntnisse des früheren Scheiterns werden zur selbst erfüllenden Prophezeiung für künftiges Hadern.
    Und ja, das Interesse psychisch kranker Menschen an der Psychologie an sich ist fast schon klischeehaft. Zum einen ist es akut äußerst befreiend, wenn der Nebel und die Finsternis um einen herum plötzlich nicht mehr als übermächtiges und unbezwingbares Naturphänomen, sondern als in seiner Struktur und seinen Abläufen logisch erklärbar dastehen. Zum anderen ist es gerade für Menschen mit Persönlichkeitsstörung, also da, wo trivial gesprochen die Eltern in der Erziehung / Prägung so einiges Essentielles verbockt haben, von erheblichem Interesse, ihre Probleme auf rationalem Wege zu lösen und ihren Charakter bewusst umzuformen, da ihre verdrehten Instinkte sie mit fataler Sicherheit in die falsche Richtung und oft zurück in den Deadlock führen.


    Ich hoffe, dass der Kanal vor allem auch für dich seinen Zweck erfüllt und dir zur dauerhaften Linderung deiner Probleme dient. Wie du schon schriebst kann es ja leider nie um Heilung, sondern stets reinweg um Copingstrategien gehen, ohne letztere abwerten zu wollen. :-)

    Nun Elena, ich muss gestehen, dass ich die Thematik im Bezug auf YT nie unter diesem Aspekt durchdacht habe. Stimmt, unsere kreativen Werke, seien es Bilder, Skulpturen, Prosa oder eben Musik, verraten in chiffrierter Form in der Tat einiges über unser seelisches Innenleben und man muss oftmals nicht einmal Psychologie studiert haben, sondern schlicht über ausreichend Empathie und Lebenserfahrung verfügen, um dies zumindest erahnen zu können. Und ja, es sollte in der Tat gut überlegt sein, wie viel man von sich preisgibt und wie weit man geht, da es hinterher kein Zurück mehr gibt (abgesehen vom Kanaltot).


    Ich selber habe monatelang an der Umsetzung meines Bedürfnisses gearbeitet, mich selbst als Darsteller vor der Kamera zu positionieren und Themen, die mir am Herzen liegen, eben persönlich möglichst fachlich kompetent unter die Leute zu bringen. Gescheitert ist die Umsetzung recht kläglich daran, dass sich mein Interesse für Tontechnik, Musikproduktion und Sound Design in kein stimmiges Konzept gießen liess, dass ich ohne nennenswerte Kompromisse mit Leib und Seele regelmässig hätte ausfüllen können.
    Nun habe ich mich für ein reines Sound-Design-Projekt entschieden, welches mich zwar technisch-kreativ absolut ausfüllt und glücklich macht, bei dem ich aber als Kreativmensch wie oben beschrieben vollständig in den Hintergrund trete. Ein Hörbuchprojekt, welches ich durch eine selbstgebaute Gesangskabine, anständigem Mic und ordentlich Dämmung technisch sauber realisieren könnte und welches die Ambience aus meinem aktuellen Projekt nutzen würde, wurde verworfen, da mir diese Arbeit zwar ebenfalls sehr zusagt, aber der Aufwand bei meinen Qualitätsansprüchen zu hoch und das ganze trotz Stimmeinsatz immer noch unpersönlich wäre.


    Nun, danke für eure Anregungen. Ja TerrorTimme, ich denke, es wäre in der Tat das Sinnvollste, in nicht all zu ferner Zukunft über einen zweiten Kanal mit persönlicher Darstellung nachzudenken und beide Kanäle parallel zu führen, anstatt auf Krampf alle Interessen und Ideen in ein YT-Projekt pressen zu wollen. Bis ich mein aktuelles Projekt halbwegs zum Laufen gebracht habe, dürfte ich ohnehin genug Bedenkzeit gehabt haben. :D

    Mahlzeit,
    wie im Titel angedeutet geht es mir in diesem Thread um die Thematik, wie persönlich ihr euch bei der Zurschaustellung eurer Inhalte den Zuschauern präsentiert, welche Vorteile für die Reichweite eurer Videos ihr euch davon erhofft bzw. bewusst und aktiv ausnutzt und welche Nachteile ihr dafür in Kauf nehmt. Dies bezieht sich sowohl auf den messbaren Erfolg eures Kanals, welcher sich ggf. durch eine Monetarisierung auch auf euerm Konto bemerkbar macht, als auch auf den ideellen, subjektiven Nutzen den ihr in Form einer Bühne mit genießendem Publikum und reichlich Feedback für eure Kunst, sowie auch einer gewissen Form von sozialer Interaktion erzielt.
    Darüber hinaus schlägt sich all dies natürlich auch im technischen wie psychologischen Aufwand bei der Produktion der Videos nieder. Ein YouTuber, der seiner Community in ehrgeizig-regelmässigen Uploads sichtlich gut gelaunt und mit Elan die Umsetzung von allerlei Rezepten anschaulich vorführt, um sein Projekt aus ernsthaftem Interesse am Laufen zu halten, obwohl er längst nicht immer gute Laune oder überhaupt Lust zum Kochen hat, empfindet immer wieder Stress, den ein Animator, der seinen Zuschauern zwar seine gerenderten Videos, aber nie sein Gesicht oder seine Stimme präsentiert, gar nicht kennt. Ein YouTuber, der politsche Ereignisse und Nachrichten möglichst zeitnah und aktuell kommentiert/kommentieren muss und im Gegensatz zu einem Kochkanal nicht die Möglichkeit hat, bei guter Muse mehrere Videos hintereinander zu produzieren und diese verzögert zu veröffentlichen wird diesen Druck natürlich noch deutlicher spüren.


    In beliebten Formaten wie Let's Plays, Politik, Comedy, Fashion/Beauty, ect. sind wir es ja gewohnt, dass man vom Kanalbetreiber zumindest dessen Stimme in Erzählfunktion sowie meistens auch sein Aussehen als kleines Overlay oder sogar videofüllend in Halbtotale oder Halbnahe als integralen, unverzichtbaren Bestandteil von dessen Veröffentlichungen wahrnimmt. Bei einem fachlich wie charakterlich überzeugenden Auftritt des Protagonisten in diesem Modus kann, Sympathie vorausgesetzt, beim (dauerhaften und regelmässigen) Zuschauer eine in gewisser Weise persönliche Bindung über das Interesse am Thema selbst hinaus entstehen. So bevorzugen ja b.s.p.w. etliche Gamer die Let’s Plays von Gronkh eben aufgrund der persönlichen Note, die er seinen Videos durch seine humorvolle und emotional mitreißende, wie auch kompetente Darbietung verleiht. In Vlogs werden diese psychologischen Effekte bedingt durch die Art der Darstellung, sowie der Inhalte dementsprechend noch intensiviert.


    Auf der anderen Seite wird sich auf einem Kanal, der zur Vorführung bspw. von Musik/Ambience oder (stummen) Animations(kurz)filmen jedweder Art betrieben wird und sich zumeist an ein internationales Publikum richtet, wohl kaum dessen Schöpfer persönlich per Video (in potentiell schlechtem Englisch) an sein Auditorium richten, da seine Präsenz für den Videoinhalt selbst i.d.R. belanglos oder sogar störend sein würde. Diese unpersönliche Form der Präsentation zieht nicht selten eine Art Selbstbedienungsmentalität nach sich. Man hört sich die Musik oder Ambience an um sich selbst dadurch emotional in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Man sieht sich die interessanten animierten Kurzfilme oder zusammengeschnittenen Katzenvideos zur Zerstreuung und Kurzweil an. Bei all dem behält man von dessen "Quelle" bestenfalls den Kanalnamen im Kopf, nur um ihn später unter all den eigenen Abos wiederzufinden, und verfasst vielleicht gerade noch einen kurzen wohlwollenden Kommentar. Das alles entspricht für den „Konsumenten“ somit de facto zumindest größtenteils eher einer kostenlosen Variante der bekannten on-demand-Dienste für audiovisuelle Medien ohne jegliche persönliche Bindung als dem oftmals fast schon heimeligen Communitygeist von b.s.p.w. „der sympathischen YouTuberin, die regelmässig fetzige Kochvideos raushaut“ und auf deren nächstes Video man sich freut.


    Wie seht ihr das? Welche Überlegungen habt ihr vor dem Erstellen über Thema und Umsetzung eures Kanals unter diesem Aspekt angestellt und welche Erfahrungen durftet/musstet ihr seitdem machen? Mich selbst hat diese Problematik beim Herauskristallisieren des Konzepts für meinen eigenen Kanal aus meinen Interessen eine ganze Weile gemartert.


    Nun denn, haut’s nei ^^

    Hallo Minzi :-)
    ein kurzes Feedback auch von mir: Ich als männliches Wesen mit grundlegendem, eher pragmatischem Interesse am Kochen empfand deine Videos im ersten Eindruck als wirklich ansprechend. Du präsentierst die Umsetzung der Rezepte fast durchgehend ziemlich solide und die eher dezenten kurzen Unsicherheiten und Hänger hier und da, die du ja gern auch mit selbstironischen Kommentaren würzt, machen den Charme deiner Videos aus und dich durchaus sympatisch. Ich muss gestehen, dass ich mir nur sporadisch bei Bedarf Kochvideos auf YT gebe, aber mir fällt dennoch auf, dass gegen die oftmals technisch glattpolierten Produktionen mit sterilen Akteuren deine Videos wesentlich persönlicher wirken und eine gemütliche, fast schon heimelige Atmosphäre erzeugen. Ich denke, dass es gerade in diesem Kontext richtig ist, dass du dich selbst mit deiner Meinung und ab und zu auch kurzen Infos zu dir selbst einbringst und darüber hinaus deine Sessions mit kurzen Intros einleitest.
    Natürlich ist es unübersehbar, dass deine Fähigkeiten zur Präsentation des Ganzen noch nicht ausgereift sind, aber jeder hat einmal angefangen und ich für meinen Teil sehe dich definitiv auf dem richtigen Weg.


    Nun, ich werde bei Zeit und Muse gern wieder vorbeischauen. Laptop auf die Küchenzeile und hoffen, dass ich es halbwegs "gebacken bekomme". ^^