Hallo Zusammen
Ich hatte früher schon einmal in einem anderen Forum, als ich euch noch nicht kannte, immer wenn wir ein spannendes Projekt hatten oder spezielle Drehs stattgefunden haben, eine Produktionszusammenfassung mit Tipps etc. gemacht. Den Leute hats gefallen. Nun versuche ich es hier:
Das erste Mal mit einem Verantwortlichen, der Pressetexte schreibt:
„Action!“ hallte es bereits am frühen Samstag durch das Congress Hotel Seepark in Thun in der Schweiz. Daraufhin klang aus grossen Boxen die Melodie des Kurzfilmmusicals Hotel Harmony, einem Filmprojekt, an welchem über 50 Junge und Junggebliebene aus der ganzen Schweiz mitarbeiten. Vor der Kamera fuhr eine Limousine an, eine attraktive Russin stieg aus und wurde sogleich vom Portier empfangen. An der Rezeption begann dann der harmonische Teil, in welchem das gesamte Personal dem Gast zu seiner Ankunft ein Ständchen singt und ihn dabei einmal durch das gesamte Hotel führte. Mit dem Musical bezwecken die Filmemacher, die Schweizer Hotellerie von ihrer internationalen Seite zu zeigen, weshalb der Film auch Szenen in 6 verschiedenen Sprachen bereithält.
Während also die Musicaldarsteller den Anweisungen des Choreografen folgten, näherten sich die echten Gäste des Hotels erwartungsvoll dem Geschehen. Teilweise wurde gar versucht, bei den Schauspielern einzuchecken oder bei Ihnen ein Glas Prosecco zu bestellen. Dies spricht für die Authentizität der Darsteller, verzögerte die Aufnahmen jedoch um einige Minuten. Auch der Willen zur Perfektion war vom kreativen Team spürbar. So führte die Tatsache, dass das Licht im Hotelgang eine unangenehme Frequenz aufwies, bereits zum Abbruch. Das Set musste abgebaut und in einem alternativen Drehort auf der anderen Seite des Hotels wieder aufgebaut werden. Dies für eine Szene, die cirka neun Sekunden Platz einnehmen wird. Niemand wunderte es daher, dass die Drehtage meist einige Stunden nach dem geplanten Schluss beendet wurden.
Mit tatkräftiger Unterstützung des Hotelpersonals und dem Willen des ganzen Filmteams, den Streifen in diesen zwei Tagen in den Kasten zu kriegen, konnte das Musical, das nur knapp fünf Minuten dauern soll, bis am Sonntagabend jedoch vollständig aufgenommen werden. Die Postproduktion beginnt bereits diese Woche und auch da hält der Stress an.
Technische Details:
Gedreht wurde mit einer Sony NEX-FS700. Die Kamera nimmt mit einem 4k fähigen Super 35mm Sensor (APS-C) auf. Gedreht wurde mit einem AVCHD Codec mit 25 Mbit/s in Full HD, 1920x816 (2.35:1 CineScope). Verwendet wurde der Metabones Speedbooster, welcher den Cropfaktor von Objektiven auf 1.0 setzt und ca. 1.5 Blenden mehr Lichtstärke bringt. Wur nutzten ausschliesslich Canon EF Optiken:
- Canon EF 16-35mm f/2.8 L
- Canon EF 50mm f/1.4
- Canon EF 85mm f/1.8
- Canon EF 70-200mm f/4.0 L
Da sehr viel die Steadycam (bedient von mir :)) im Einsatz war, organisierten wir eine HDMI Funkübertragung, welche das Bild direkt zur Regie und Bildregie schickte. Den Fokus bedienten wir mit dem Wireless Follow Focus von Redrock Micro.
Die Beleuchtung des Sets war sehr anspruchsvoll. Jede Aufnahme wurde mindestens mit einem Licht aufgenommen, da Licht enorm viel beim Filmlook ausmacht, was die meisten nicht wissen. Nicht nur die Kamera zählt! Wir nutzen zwei LED Panels und verschiedene HMI Leuchten von Arri. Die LED Panels konnten wir mit den V-Mount Akkus benutzen und waren damit sehr flexibel, da keine Kabel gelegt werden mussten.
Neben diesen Mitteln hatten wir viele andere Spielereien: Kran, Tonaufnahmen via Tonangel, Klappe, Make-Up, Professionelle Behind the Scenes Aufnahmen inkl. Interviews, Megafon, und und und.
Mein Job am Set:
Da es ein sehr grosser Dreh war, hatte jeder der ca. 12 Crewmitglieder bestimmte Aufgaben. Die erste bestande darin als Regieassistenz der Regie beizustehen und die Übersicht des Dreh- und Shotplans zu behalten. Als zweite Aufgabe übernahm ich sämtliche Steadycam Shots, da ich bereits eine Erfahrung von 2 Jahren besitze.
Bisher hatte ich die Steadycam nur mit einem Gesamtgewicht von 12 Kilo bedient. Bei deisem Dreh war das System um die 20 Kilo schwer und musste teilweise ca. 1 Stunde am Stück getragen werden. Das geht in den Rücken! Doch mit der Zeit gewöhnt man sich an das Gewicht und weiss das es so eine zusätzliche Stabilität/Trägheit hat, welche wunderschöne (!) Aufnahmen brachten. Da der Fokus bedient werden konnte, musste ich mich nicht darauf konzentrieren einen gleichen Abstand zum Motiv zu haben. Ich konnte mich nur auf den korrekten Bildausschnitt und meinen Gang konzentrieren.
Ich könnte nun noch viel viel mehr schreiben, doch ich denke ich kann euch in diesem Thread noch konkretere Informationen liefern, wenn ihr danach fragt. Ich kann euch in fast allen Bereichen Tipps geben oder Bilder, Listen oder ähnliches posten.
In den nächsten Wochen wird es weitere Behind the Scenes Fotos und Aufnahmen geben. Der Film wird im August veröffentlicht.
Grüsse
Claudio
