Der YouTube-Sumpf: Wie geht ihr mit kreativen Tiefs um?

  • Hi,


    irgendwie scheine ich in der Sache äußerst lernresistent zu sein. Oder mein Winterblues beginnt ausnahmsweise schon im Herbst...
    Letzte Woche habe ich endlich dieses eine Sammlungsvideo hochgeladen und irgendwas von "endgültige Reviews folgen in den nächsten Wochen" geblubbert.
    Heute, an meinem fest eingeplanten Drehtag, sitze ich hier und überlege hin und her, ob ich heute wirklich schon damit anfangen soll. Denn irgendwie ist mir gerade eher nach einem anderen Spielzeug zu Mute - Vor allem, weil es mich innerhalb von Sekunden beruhigt.
    Nun ist "in den nächsten Wochen" eine dehnbare Zeitspanne und sagt eigentlich alles und nichts aus, aber was ist, wenn ich damit irgendjemanden vergraule? Und überhaupt fehlt mir gerade jegliche Motivation, was sich leider auch auf meinen Alltag (außerhalb YouTubes) auswirkt. Außerdem war hier bis vor kurzem ein Riesenkäfer in meinem Zimmer. Würg!
    Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob mein Gejammer überhaupt zu der Frage passt. :o
    Aber: Hattet ihr auch schon einmal eine Fase in eurer YouTube-Laufbahn, in der ihr ganz ähnliche Gedanken hattet? Und wenn ja, wie handhabt ihr das mit euren Upload-Plänen - Auch wenn ich in meinem Fall keinen habe?
    Würdet ihr euch erklären oder einfach weitermachen wie gehabt, um dann vielleicht am Folgetermin mit den angekündigten Videos startklar zu sein? Und rast euer Vitamin-D-Spiegel auch gerade derart in den Keller? :p


    Liebe Grüße,


    eine sehr müde und unerklärlicherweise unzufriedene Vogel frei, die aber noch alles im Griff hat. Keine Sorge, ansonsten geht es mir gut. :)

  • Mach halt einfach ein Video in dem Du erzählst was Du uns gerade hier geschrieben hast, nämlich dass Du momentan einfach "den Blues" hast und selbst nicht weisst, wann und wie es denn weitergeht. Natürlich nicht ganz so negativ lach.


    Das reicht dann schon wieder für ein kurzes vielleicht 3-4 minuten langes Video, aber hey - Du hast Content zum hochladen!
    Und was wichtiger ist, Du erzählst von Dir und das ist es ja was die Menschen die Deinen Kanal sehen auch interessiert.

  • @GoetzSaCbebu Ja, vielleicht hast du Recht - Für heute habe ich doch noch was planen können, aber das Thema wird definitiv bald zur Sprache kommen.
    Weitergehen wird es auf jeden Fall, so viel ist schon mal sicher. :) Der Kanal macht mir zu viel Freude, um ihn jetzt auf einmal aufzugeben. Nur den Blues muss ich irgendwie wieder loswerden. Sonst liege ich im Winter wieder da.
    Aber von dm abnehmenden Vitamin-D-Spiegel mal abgesehen, habt ihr sowas in eurer Laufbahn mal erlebt und wie sind eure Zuschauer damit umgegangen, wenn überhaupt?

  • Aber: Hattet ihr auch schon einmal eine Fase in eurer YouTube-Laufbahn, in der ihr ganz ähnliche Gedanken hattet? Und wenn ja, wie handhabt ihr das mit euren Upload-Plänen - Auch wenn ich in meinem Fall keinen habe?
    Würdet ihr euch erklären oder einfach weitermachen wie gehabt, um dann vielleicht am Folgetermin mit den angekündigten Videos startklar zu sein? Und rast euer Vitamin-D-Spiegel auch gerade derart in den Keller? :p

    Ja, solche Phasen hatte ich schon mehrmals. Teilweise habe ich dann mal 3-4 Wochen komplett Pause gemacht, 2mal sogar meinen zu der Zeit geläufigen Content komplett eingestellt, umgestellt, auf den Kopf gestellt, alles in Frage gestellt und mich neu aufgestellt.


    Disclaimer:
    Folgendes gilt für mich und mag für manchen anders sein, kommt auch auf die eigenen, inneren Prioritäten an. Hier geht es vor allem um Gefühle und seelisches Gleichgewicht, aber auch um das Feeling, das in Euren Videos mitschwingt oder mitschwingen sollte.


    Hab ich das sofort bei jedem kleinen Zweifel gemacht?


    Nein, ich habe bei kleinen Tiefs und kleinen Zweifeln nur kurze Pausen gemacht und geschaut, ob ich mich selbst wieder aufraffen kann. Manchmal muss man nur Energie tanken. Mal ein paar Tage was anderes machen. Für mich persönlich ist es immer eher hinderlich als hilfreich, wenn ich in einem unflexiblen Korsett aus Erwartungen, eigenen Vorgaben, Versprechungen, etc. feststecke. Darum hab ich für mich auch daraus gelernt, nicht mehr so viele Versprechungen zu machen. Nicht mehr zu sagen "Nächste Woche kommt dies und das".


    Was auch, zumindest in meinem Fall, eher Unfug war, weil nur ein Teil der Leute ein Video nach dem anderen schaut. Das passiert vielleicht bei der Menge, die Eure Videos in den ersten 24h anklicken. Bei denen ist es möglich, dass sie bereits das Video davor gesehen haben. Aber die meisten Zuschauer kommen von Tag 2 bis 2222 und die haben vermutlich das Video in der Suche gefunden oder irgendwo vorgeschlagen bekommen, und kennen das vorherige und das nachfolgende Video gar nicht. An denen gehen diese "in der letzten Woche" und "in der nächsten Woche" Informationen total vorbei. Für viele Zuschauer existiert diese lineare Verbindung Eurer Videos fast nie und der Teil, wo man darüber spricht, ist für diese Personen eher belangloser, irrelevanter Content, der vom eigentlichen Inhalt des Videos sogar eher störend ablenkt. Vielleicht kann man irgendwelche Info-Card Momente einbauen, und dann klicken ein paar wenige darauf. Aber ansonsten würde ich diese "Was bisher geschah" und "in der nächsten Folge wird sie dies und das erwarten" Stellen eher weglassen.


    Dadurch habe ich mir selber auf jeden Fall auch etwas Druck weggenommen, weil wenn ich nicht sage "in der nächsten Folge wird es dies und das geben", dann erstelle ich keinerlei Erwartungen, zum einen nicht bei den wenigen Zuschauern, die wirklich jedes Video nacheinander weg schauen (kleiner Teil der Zuschauer nur), und zum anderen und vor allem bei mir selbst. Weniger Druck, weniger Selbst-Zweifel, freieres Schaffen und freiere Zeiteinteilung. Dadurch mache ich jetzt Content wann und worüber ich will, und wenn ich auf etwas keinen Bock mehr habe, dann lasse ich es halt, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich das letzte Woche angekündigt habe.


    Für mich heißt das als gelernte Lektion: Kein Upload-Plan, keine festen Termine, kein künstlicher Druck, der mir den Freiraum nimmt und aus dem Spaß eine Pflicht macht. Aber daraus folgt für mich auch, kein schlechtes Gewissen, keine Selbst-Zweifel, keine Inneren Konflikte.


    Was ist, wenn der Zweifel tiefer geht, und länger andauert?


    Und daraus ist auch bereits mehrmals ein extremer Themenwechsel auf meinem Kanal entstanden. Einfach weil ich mit dem bisherigen Thema kopfmäßig fertig war, und weil es mich belastet hat und ich so nicht mehr weiter machen konnte. Also stand ich vor der Frage, so weiter machen wie bisher oder etwas radikal ändern. Weiter machen, einfach nur um niemanden zu verärgern, und dann als Folge vielleicht irgendwann ganz aufhören, weil mein Kopf sich total sperrt. Oder etwas ändern, vermutlich Leute unzufrieden werden lassen, vielleicht sogar verärgern, aber dafür etwas Neues, etwas Anderes machen, wo ich selbst richtig Bock drauf habe, und mit richtig neuem Schwung und Elan weiter machen.


    Das erstere zu tun würde zwar manche Abonnenten glücklich machen (aber nur sehr wenig), aber auf Dauer würde man mir meine innere Unzufriedenheit anmerken und das würden auch die Zuschauer merken, vermutlich eher abschalten, etc. Also ist das auch für die Zuschauer kein erstrebenswerter Weg. Im schlimmsten Fall würde es halt irgendwann keinen Content mehr auf dem Kanal geben, weil man entweder jeglichen Spaß am Videos drehen verliert oder kopfmäßig zusammenbricht und dadurch aufhört.


    Also hieß es für mich Schritt B zu wagen. Einfach tun was mein Bauchgefühl sagt, aufhören mit dem Gewohnten, alte Zöpfe abschneiden und auch ganz bewusst riskieren, Abonnenten und vielleicht sogar "Fans" zu vergraulen. Aber dafür die Freude am Videos drehen und veröffentlichen behalten, einen gesunden Kopf zu behalten und auf lange Sicht, den Kanal und sich selbst am Leben zu halten.


    Habe ich dabei Abonnenten verloren?


    Ja, mittlerweile habe ich circa 2,5k Abonnenten "verloren". Einige echt begeisterte Fans vergrault, manche kommen heute noch bei jedem 2. oder 3. Video und fragen "Warum machst Du nicht mehr dies und das?".


    Hat das meinem Kanal geschadet?


    Vielleicht ja, aber... Denn wenn ich zu den Zeitpunkten mit dem bisherigen weiter gemacht hätte, und meine inneren Zweifel, meine Unzufriedenheit und mein unglücklich sein ignoriert hätte, wäre es nach ein paar Wochen mit mir bergab gegangen und das hätte auch keine dauerhafte Lösung gebracht. Vielleicht gibt es Creator, die in so einem Moment anders entscheiden und sagen, ich zieh das durch, egal was mein innerer Schweinehund sagt, ich will die Abonnenten. Vielleicht ergibt es irgendwann, wenn man genug verdient mit den Videos, auch geschäftlichen Sinn, es mehr wie einen Job zu sehen, auf das Geld zu schauen und nicht mehr auf das Bauchgefühl zu hören, und einfach eine Ware regelmäßig abzuliefern, damit die Views und die Einnahmen stimmen. Aber an dem Punkt sind wenige, und die meisten bereuen eine solche Entscheidung irgendwann, oder landen psychisch auf der Rolltreppe abwärts. Für die meisten kleineren Kanäle ist diese Entscheidung eher nicht schädlich, weil die geringe Menge Zuschauer eh noch nicht ausgeprägt auf ein bestimmtes Thema ist.


    Anmerkung:
    Rein technisch ist so ein Wechsel negativ für CTR und average Watchtime, zumindest für einige Zeit. Dauerhaft gleichen Content zu bringen, kann diese beiden wichtigen Werte hochhalten.


    Kann sich das positiv auswirken?


    Ja, absolut. Für mich persönlich funktioniert das so besser. Vermutlich habe ich nicht das maximal mögliche Wachstum dadurch, aber mein Kopf ist frei, mein Bauchgefühl ist positiv und ich fühle keine Zwänge und keinen Druck. Und dadurch arbeite ich kreativ und schöpferisch, was mir andersrum nicht dauerhaft möglich wäre.


    Und viele Abonnenten sind sogar geblieben. Manche nur aus Gewohnheit, manche warten bis heute, dass ich mit dem alten Kram wieder anfange, manche haben vermutlich auch vergessen, dass sie mich abonniert haben. Aber es gibt immer noch einige, die mit Begeisterung dabei sind und weiterhin zuschauen, und auch sehr viele neue Zuschauer, die gerade das neue gut finden, und bei den alten Sachen vermutlich niemals abonniert hätten.


    Fazit / tl;dr :


    Also macht Euch nicht zuuu viele Gedanken um Abonnenten und Zuschauer, denkt dabei vor allem auch an Euch und Euer Wohlbefinden bei der Sache. Niemand hat etwas davon, wenn ihr gelangweilt, genervt oder frustriert vor der Kamera sitzt, und einfach Content macht, weil Ihr das versprochen habt, weil Ihr selbst solche Erwartungen an Euch und Euren Content aufgebaut habt. Die Zuschauer merken dann auch irgendwann, dass es nicht mehr Echt ist, das keine Begeisterung dahinter steckt.


    Tu was Dir Spaß macht, baue keine Erwartungen auf und erstelle möglichst Content, in dem man Deine Begeisterung fürs Thema spüren kann.

  • @ZapZockt
    Wo du das ansprichst mit dem linearem Schauen: ich probiere ja praktisch, auch eine fortlaufende Story zu erzählen. Wo ein paar Videos also auch auf vorangegangene anspielen oder darauf aufbauen... Macht mir schon Bauchschmerzen, deinen Post so zu lesen, wenn ich daraus schließe, dass mein Vorhaben eventuell gar keine so gute Idee ist.


    Joa und so werden Zweifel geboren. :D

  • @ZapZockt Wow, also erstmal danke für deinen Bombentext. :)
    Und ja, du hast bestimmt Recht - Auch wenn ich glücklicherweise nicht "nächste Woche", sondern "in den nächsten Wochen" gesagt habe. Aber das, was ich morgen hochladen will, hat mich irgendwie "eingenommen" (sofern man das von Elektronikspielzeug überhaupt sagen kann), weil ich a. wirklich, wirklich lange danach gesucht habe und es b. eben heute ankam und ich mich darüber so gefreut habe, als hätte ich eine Eule in freier Wildbahn erlebt. Ich liebe Eulen! :D
    Und weil Freude bei mir ungefär so aussieht:
    "Quietschquietschhüpfhüpfboooooiiiinktadaaaaaa uiiiiiiiii!!!"
    musste das einfach raus.
    Trotzdem schwingt bei mir immer die gewisse Angst mit, irgendwann als komischer Ankündigungsvogel dazustehen, der viel zu impulsiv und spontan handelt.
    Aber meine Güte, ich habe halt wirklich 66 Abonnenten. Wenn es jetzt 1000 oder mehr wären, hätte ich vermutlich eher die Berechtigung zum Jammern und Klagen.
    Aber trotzdem.
    Deswegen bin ich erleichtert, dass ich damit nicht allein bin.
    Und @traumaland So wie ich ZapZockt verstanden habe, ging es nicht um das Storyformat an sich, sondern um die Umsetzung und Einhaltung davon bzw. ob du dich damit wohlfühlst.

  • Ich glaube Du oder ihr macht euch viel zu verrückt deswegen.
    Wir haben keine 150k Abonnenten, die lechzend vor dem Bildschirm sitzen und auf den nächsten Content warten.


    Man muss von dem Gedanken weg kommen sich erklären zu müssem wenn man etwas nicht nach "Plan" läuft. Es sei denn man WILL mit aller Macht in diesem Jahr ein Wachstum von über 100% haben.


    Youtube ist für uns noch kein Business. Von daher sollte man alles was man dort tut mit Spaß machen. Oder aus Spaß machen. Spaß daran haben!


    Und ganz ehrlich, wenn du Reviews machst über Spielzeug dann ist mir egal wann das nächste Video kommt. Kommt aber eins von dem du über deine aktuelle Unlust oder Flaute sprichst dann ist das zwar offen, ehrlich und authentisch aber ich als Review-Zuschauer habe davon nichts.
    Es sei denn du baust öftee so Videos ein wo du mal über deine aktuelle Woche sprichst, über deine Gedanken, etc.
    Dann kann es zwar auch sein, dass der ein oder andere dich wieder verlässt aber du hast Abwechslung drin im Content.


    Ich mache mir über sowas erst ernsthafte Gedanken wenn ich abhängig davon werde. Also von meinem Content. Und ich etwas bieten MUSS.

  • @Kilotec Die 100 werde ich dieses Jahr garantiert nicht zusammenkriegen. :D Und das ist mir auch nicht wichtig.
    Wichtiger ist für mich, die Menschen so lange wie möglich auf dem Channel zu halten, die bereits da sind. Und gut, Gloworms sind eher ein internationales Ding bzw. tatsächlich eine eigene Nische im toy collecting.
    Zwischendurch kommen auch mal kleine Extravideos zu meiner Blindheit & co, weil ich das so früh nicht auf zwei Kanäle aufteilen wollte. Das steht aber auch in der Info.
    Aber vielleicht machen wir uns wirklich einen Kopf um nichts. Und die Gloworm-Reviews laufen ja auch nicht weg. Tatsächlich liegt die neueste Version davon gerade neben mir auf dem Schreibtisch. :D
    Trotzdem habe ich immer so ein leichtes Unbehagen, wenn ich mich nicht an das halte, was ich predige - Vor allem vor mir selbst.
    Gab es denn bei euch mal eine Fase, wo euch dieser Sumpf wirklich richtig eingenommen hat? Also so, dass ihr immer nachlässiger mit eurem Kanal geworden seid oder so?

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite?
Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!