Kompressionsarktefakte in Videos auf YouTube

  • Guten Tag liebe Userinnen und User,


    seit einigen Stunden quäle ich mich mit einem Problem, wo ich absolut keine Lösung zu finde. Ein Kollege und ich wollen etwas Gameplay auf YouTube hochladen, aber irgendwie ist die Qualität der hochgeladenen Videos absolut grottig. Ich zeige es gerne anhand eines Beispiels:



    Bei diesem Bild handelt es sich um die Darstellung, wie ich sie auf YouTube vorfinde. Sehr verpixelt, sehr unsauber, absolut nicht qualitativ.


    Auf dem zweiten Bild seht ihr die Aufnahme, wie sie auf meinem Rechner nach der Bearbeitung hinterlegt ist.



    Ich habe mich am gestrigen Abend ein wenig durchgelesen, aber verstehe leider noch nicht ganz, wie ich am besten hier vorgehen sollte. Ich kann mir schwer vorstellen, dass dies die Qualität ist, die YouTube für einen bereitstellt, oder etwa doch?


    Aufgenommen wurde diese Szene mit Nvidia-Shadowplay (1080p60 & 50Mbit) Ich habe auch schon kleinere Bitraten versucht (15,20,25 & 30). Gerendert habe ich die Aufnahme in Adobe Premiere. Ebenfalls in 1080p60 und mit 50Mbit, so wie auch mit den anderen Aufnahmen. Hier wurde immer über die Hardware gerendert. Codec habe ich ebenfalls verschiedene beim Rendern verwendet. (H.264, H265, MPEG2) Leider blieb die Qualität dieselbe.


    Ich habe hier im Forum schon etwas gelesen, dass dies mit der Bitrate von YouTube zu tun hat. Hier wurde die Empfehlung ausgesprochen, dass man das Video einfach 1440p rendern soll, aber leider wird auf YouTube gar nicht angezeigt, dass ich das Video in 1440p anschauen kann, gleiches gilt auch für 4K. Grundsätzlich kann ich jedoch Videos in 1440p & 4K anschauen, klappt bei anderen Videos auf YouTube perfekt, bei mir ist die Auswahl aber nicht vorhanden.


    Ich besitze auch Vegas Pro 14, wo ich aufs selbe Ergebnis komme.


    Vielleicht hat hier jemand ein paar Tipps für mich, ich würde mich sehr freuen. :)

  • Grundlegend ist es nicht einfach, die optimalen Einstellungen zu finden, die am Ende für YT am besten "zu verstehen" sind. Da fummelt man etwas länger rum und braucht eventuell mehrere Stellschrauben, damit am Ende der Inhalt möglichst gut aussieht.


    Dann sollte man beachten, dass YT immer einige Zeit mit dem Grundmaterial rumrechnet. Direkt nach dem Upload sieht das Material oft schlechter aus, als wenn man z.B. ein oder zwei Tage nach Upload nachschaut. Der Content wird oft erst nach AVC konvertiert und die Konvertierung in den besseren VP9 Codec geschieht im Hintergrund und wie lange das dauert, ist abhängig, wie stark belastet das YT Netzwerk gerade ist, mal dauert es nur wenige Stunden, manchmal kann es auch Tage dauern. Und manchmal wird gar nicht nach VP9 umgerechnet, sondern der Content bleibt für immer AVC codiert.


    Genau das Gleiche gilt für die höheren Auflösungen. Direkt nach dem Upload oder wenn man das Video einfach direkt auf "Öffentlich" hochlädt, werden die Zuschauer eine sehr schlechte Qualität bekommen, oft nur 360p oder 720p. YouTube berechnet direkt nach dem Upload als aller erstes die schlechtesten Qualitäts-Varianten und erst nach und nach werden die besseren berechnet. Je nach Dateigröße kann 1080p60 schonmal 1-2h dauern, nach Abschluss des Uploads, an Tagen wo extra viel bei YT los ist (Wochenende), eventuell auch länger. Und wenn bei YT mal wieder technische Probleme vorherrschen, was regelmäßig immer wieder vorkommt, kann sich das auch mal auf 6h oder länger verzögern. Und 1440p oder 4k werden einige Stunden oder sogar Tage dauern, bis sie fertig berechnet sind. Komplexe Systeme neigen halt dazu, auch mal unrund zu laufen. Aber irgendwann kriegt sich das System dann wieder ein und dann wird die Qualität besser.


    Also sollte man das immer im Backend kontrollieren, bevor man ein Video veröffentlicht, zumindest wenn man die Zeit dazu hat. Daher im Idealfall den Upload auf private oder mit einem Veröffentlichungszeitpunkt erst einige Stunden nach Abschluss des Uploads einstellen, damit YT genug Zeit hat, die verschiedenen Versionen fertig zu berechnen. Damit die Zuschauer, wenn sie das Video dann angezeigt bekommen, auch die bestmögliche Variante ausgeliefert bekommen, die für ihr Gerät und ihre Internet-Verbindung geeignet ist.


    EIn paar Punkte zum Dateiformat:

    • h265 ist für YouTube problematisch, am besten h264 verwenden
    • wenn die eigene Internet-Verbindung das hergibt, würde ich in bestmöglicher Qualität hochladen. Ich hab das früher anders gesehen, aber mittlerweile hab ich die Erfahrung gemacht, je besser das Ausgangsmaterial, desto höher die Chancen, dass das Endergebnis gut aussieht. Allerdings ist dabei zu beachten, je höher die Datenrate im Ursprungsmaterial und je größer die Datei an sich, desto länger dauert es, bis YouTube die verschiedenen Versionen berechnet hat.
    • Die Roh-Aufnahme kann eigentlich auch nicht hochwertig genug sein, außer man hat da Beschränkungen was die Hardware zu Hause angeht. Denn je größer die Qualität, die man vorne ins Editing reingibt, desto länger dauert es in den meisten Fällen, die Dateien fertig zu stellen. Aber wenn man da keinen Zeitdruck hat, oder hochwertige Hardware, kann man auch mit höheren Werten rangehen. Ich hab mir als Beispiel einen 12Kern 3900x zugelegt vor einigen Monaten. Seitdem zeichne ich mit 100MBit/s auf, statt wie vorher mit 50MBit/S und das hat nochmal einen Schritt nach vorne gebracht. Auch wenn der Rechenaufwand natürlich reichlich höher ist und auch die hochzuladenden Dateien dann sehr viel größer werden. Hier muss man Kompromisse finden, die für die persönlichen Bedingungen passend sind. Mit solchen Werten ranzugehen, wenn man auf einem 5 Jahre alten Laptop Video-Editing betreibt, wäre natürlich Wahnsinn und würde eventuell Tage dauern und den Laptop zum Schmelzen bringen.
    • 1440p Video Material wird von YouTube mit einer höheren Wahrscheinlichkeit in den qualitätsmäßig besseren Codec VP9 umgewandelt. Aber eine Garantie ist das auch nicht, und ob umgewandelt wird oder nicht, entscheiden die YT Systeme automatisch. Manchmal wird sogar 1080p in VP9 codiert, manchmal wird 4k Material nicht in VP9 umgewandelt. Und dann gibt es mittlerweile auch noch den AV1 Codec bei YouTube, der wohl nochmal eine Stufe darüber liegen soll, aber der wird nur sehr selten angewendet bisher. Man sollte aber auch beachten, dass es nur wenig für die Qualität bringt, wenn man 1080p Content künstlich auf 1440p "aufbläht". Zum einen bemerkt YT sowas mittlerweile öfter und ignoriert dann die höhere Auflösung und zum anderen wird durch das Aufblähen die Qualität eventuell sogar verschlechtert. Von daher, wenn 1440p Content, dann am besten auch gleich in 1440p aufnehmen, soweit das Recording-System das zulässt.
    • Hier mal meine Aufnahme (AMD ReLive) und Vegas 14 Parameter, die allerdings eine Menge Rechenpower erfordern, das ist nicht für jeden in dieser Form empfehlenswert:

      Bei NVidia OpenCL auf CUDA umstellen


    Ich bin auch kein totaler Profi dabei. Ich habe halt nur einige Jahre lang Fehler in diesem Bereich gemacht, viel recherchiert und mit anderen darüber diskutiert und Experimente gemacht. Ansonsten ist das Forenmitglied @strohi da sehr versiert in diesem Themen-Komplex. Und wie bereits gesagt, man muss immer für sich selbst einen passenden Kompromiss zwischen Qualität und Aufwand finden. Niemand möchte drei Tage auf ein 10 Minuten Video warten, bis es fertig ausgerechnet ist und dann nochmal 2 Tage hochladen und danach nochmal 2 Tage warten, bis YT das fertig umgerechnet hat.

  • Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort @ZapZockt.


    Kannst du dir auch erklären, warum mir meine eigenen Videos nicht in 1440p bzw. 4K angezeigt werden? Ich habe zwei Testaufnahmen gemacht und die Aufnahmen fanden in 1440p und einmal in 4K statt. Unbearbeitet habe ich die Videos hochgeladen, aber mir wird dennoch nur 1080p als Ausgabe angezeigt. Braucht das Netzwerk hier auch etwas länger? Oder liegt der Fehler auf meiner Seite?
    Wie würde der andere Weg denn aussehen, wenn ich 1440p Videos in 1080p umwandeln lasse? Gäbe es hier eine Verbesserung?

  • Wenn Du Material in 1440p oder 2160p hochlädst, sollte das eigentlich irgendwann auch in diesen Formaten angezeigt werden. Es kann aber halt sehr lange dauern teilweise und ich kann mir vorstellen, dass es auch durchaus möglich ist, dass z.B. durch Bugs vielleicht, eine Umrechnung festhängt. Ich hab schon öfter gelesen, dass manche tagelang auf die 4k Versionen gewartet haben. Da ich kein 4k bisher hochlade, habe ich dazu aber keine eigenen Erfahrungen.


    1440p in 1080p umrechnen kann eventuell minimal besser aussehen, als normales 1080p. Nennt sich downscaling, ist besonders bei Games in Sachen Kantenglättung und Texturschärfung manchmal sinnvoll. Wird bei AMD als VSR und bei NVidia als DSR im Treiber angeboten. Ist aber sehr stark von dem jeweiligen Game abhängig, wie gut das dann aussieht. Und bei Videomaterial ist die Wirkung vermutlich im Bereich "gefühlte Besserung".


    Aber als 1440p wäre es dann halt immer noch besser. Wenn man 1440p Material sowieso vorliegen hat, sehe ich keinen Grund oder Vorteil, warum man es nicht auch als 1440p hochladen sollte.

  • ass es auch durchaus möglich ist, dass z.B. durch Bugs vielleicht, eine Umrechnung festhängt. Ich hab schon öfter gelesen, dass manche tagelang auf die 4k Versionen gewartet haben.


    Aktuell sind wieder mehrere Bugs in der Verarbeitung drin, vom 64KB Hänger bis hin zu obskuren Varianten wie das nur Highquality verfügbar ist.


    Neben den schon lehrreichen Tipps und Tricks von Zap, falls noch nicht erwähnt: Macht euch nicht so einen Kopf um technische Qualität, gerade in DE mit dem 3te Welt Internet und der vermehrten mobilen Nutzung (70%), sind die Leute nicht so geil auf 4K usw. Lieber mit der Inhaltlichenqqualität glänzen und dann läufts ;)

    Rechtsberatung sollte man sich genau so wie medizinische Diagnosen nicht im Netz in Foren, sozialen Netzwerken oder Chat Gruppen suchen!




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  • @ZapZockt Ich werde dann zukünftig mehr auf 1440p setzen. Ich werde dann erst einmal waren, bis meine Aufnahme die Möglichkeit anbieten in 1440p abzuspielen.

    Macht euch nicht so einen Kopf um technische Qualität, gerade in DE mit dem 3te Welt Internet und der vermehrten mobilen Nutzung (70%), sind die Leute nicht so geil auf 4K usw. Lieber mit der Inhaltlichenqqualität glänzen und dann läufts

    Das ist allgemein schon richtig, aber wenn das Bild schon wie Brei aussieht, dann ist der Inhalt nur noch halb so interessant. :)

  • Das ist allgemein schon richtig, aber wenn das Bild schon wie Brei aussieht, dann ist der Inhalt nur noch halb so interessant. :)

    Seh ich auch so. Wenn Filme und Serien wie Brei aussehen, ist man auch recht schnell geknickt und hat weniger Lust, zu gucken.
    Zu kleine Bilder sind auch nie so toll.
    Ein wenig Genuss bei der technischen Qualität muss schon sein. :)


    Aber ich würde mir weniger einen Kopf machen, was direkt nach dem Upload ist.
    Viele gucken die Videos auch verzögert oder sogar irgendwann noch einmal.

  • Ich habe mich am gestrigen Abend ein wenig durchgelesen, aber verstehe leider noch nicht ganz, wie ich am besten hier vorgehen sollte. Ich kann mir schwer vorstellen, dass dies die Qualität ist, die YouTube für einen bereitstellt, oder etwa doch?

    Doch, ist es.
    Matsche mag zwar doof sein, wenn man ein Video anschaut, wenn man es aber gar nicht erst gut angucken kann, weil es aufgrund zu hoher Bitrate andauernd puffert und nicht flüssig läuft, dann wird kein Zuschauer zufrieden sein.
    Das würde nämlich passieren, wenn Youtube auf Qualität geht: dann ist die benötigte Bitrate viel höher und auf einmal kann ein Zuschauer mit einer DSL-6k-Leitung kein Full HD mehr flüssig gucken. Aktuell geht das, weil Full HD um die 3,5 MBit von Youtube kriegt. Aber dafür siehts halt auch nach Rotz aus. Höhere Qualitätsstufen kriegen überproportional mehr Bitrate, deswegen sehen sie im Vergleich weniger vermatscht aus.


    Aufgenommen wurde diese Szene mit Nvidia-Shadowplay (1080p60 & 50Mbit) Ich habe auch schon kleinere Bitraten versucht (15,20,25 & 30)

    Ich kenn mich leider mit Shadowplay nicht aus, da ich eine AMD-Graka habe.


    Ich hab aber mal was davon gelesen, dass Shadowplay auch eine 4k-Option mit bis zu 130 MBit hat. Und die soll angeblich auch gehen, wenn man nur 1080p aufnimmt. Versuch die mal. Je besser deine Ausgangsqualität ist, desto mehr Chancen lässt du Youtube, noch was halbwegs gutes draus machen zu lassen.


    Kannste dir wie ne Prüfung in der Schule vorstellen:

    • Wenn du die Prüfunk komplett versiffst, in drei Sprachen geschrieben und mit absoluter Sauklaue abgibst, ist das von vorneherein ne Sechs.
    • Wenn du dich aber anstrengst und die Prüfung gewissenhaft behandelst und versuchst, schön zu schreiben, dann kann es zwar immer noch schlecht ausgehen, aber du hast zumindest noch die Chance darauf, eine bessere Note zu bekommen.


    Youtube kann dir aus nem Haufen Müll halt auch keinen Goldbarren machen..


    Zum einen bemerkt YT sowas mittlerweile öfter und ignoriert dann die höhere Auflösung und zum anderen wird durch das Aufblähen die Qualität eventuell sogar verschlechtert.

    Hab ich bisher noch nicht festgestellt. Ich lade weiterhin auf 1440p hochskaliert hoch und Youtube schluckt das.
    Verwechselst du das möglicherweise mit VP9? Youtube hat vor Jahren irgendwann mal angefangen, VP9 nur noch bei Videos zu berechnen, wenn irgendwelche Algorithmen vermuten, dass das Video auch ein paar Klicks kriegt, damit sich die zusätzliche Rechenpower halbwegs rentiert. VP9 braucht ja viel mehr Leistung als die Kodierung in h.264.

  • Verwechselst du das möglicherweise mit VP9?

    Japp, genau das war mein Denkfehler/geistiger Kurzschluss.

  • Ich würde immer empfehlen nicht auf Bitrate sondern auf Qualität zu rendern und zu komprimieren. Das erhöht die Renderzeit, erhält die Qualität und verringert die Bitrate. Niemand will eine hohe Bitrate, je niedriger die Bitrate, umso besser, nur müssen halt alle Daten noch reinpassen.


    Erreichen kann man das in H.264 mit libx264, CRF=18 und preset=veryslow. Es gibt dann von Quell- zu Zielmaterial keinen sichtbaren Qualitätsunterschied und die Bitrate ist so niedrig wie möglich. Was YT daraus macht, ist dann immer noch eine andere Frage, aber dadurch vermeidet man schon mal einen Großteil der Probleme, die mit Bitrate nur irgendwie zusammenhängen könnten.

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