Hallöchen allerseits,
mit Sicherheit wird sich niemand zwingen lassen oder gezwungen fühlen, um Videos für YT zu machen. Man könnte fast meinen, der Spaß stünde im Vordergrund.
Ich bin erst seit 2 oder 3 Jahren dabei und habe bereits meinen Hauptkanal geschlossen. Am verlorenen Spaß lag es nicht, aber an der Erkenntnis, dass meine Videos offenbar keine Ecke bei YT gefunden haben, in der sie artgerecht hätten einsortiert werden können. Und als ich dann auch sah, dass ich in 2 Jahren gerade 140 Abonnenten hatte, mit durchschnittlich 70 Views, ging die Motivation zum Erstellen von Videos flöten. Und damit auch der Spaß. Wer mir also erzählen möchte, er habe mit wenig Abos und Views noch Spaß daran, der lügt sich selbst was in die Tasche, denn Spaß und Erfolg sind wichtig, um motiviert bei der Sache zu bleiben.
Natürlich gibt es Leute, die halbjährlich ein Video einstellen, aber für die ist YT unwichtig, die haben andere schöne Beschäftigungsfelder, in denen sie aufgehen. Wer sich für YT entschlossen hat, der sucht Anerkennung und Bewunderung, entweder für sich selbst oder für seine Arbeit in Form guter/schöner/anspruchsvoller/lusitger ... Videos.
Bei mir war es der Gedanke, schöne Videos von meinen Wanderungen zu machen und zu zeigen. Am Anfang lud ich alte Urlaubsvideos hoch, die man offenbar nicht zerriss, sondern tatsächlich gut bewertete, obwohl sie wirklich eine miese Qualität aufwiesen. Das war für mich der Anlass, um mir eine vernünftige Kamera zuzulegen und mich tiefer in mein Schnittprogramm einzuarbeiten. Mit der Zeit fand ich meine Videos dann gar nicht mal so schlecht, aber ich sah trotzdem, dass noch viel Platz nach oben hin war. Selbstbetrug war noch nie meine Stärke.
Dann wurde ich "entdeckt" und geriet dadurch in eine Community, die Ähnliches machte wie ich, nämlich Bushcraft. Und wer mit dem Begriff nichts anfangen kann ... beim Bushcraft beschäftigt man sich damit, dass man versucht sich mit der Natur zu arrangieren, mit ihr lebt und in ihr überlebt, sie geniest, sich wohlfühlt, obwohl man weiß, zuhause ist es doch schöner als im dunklen Wald, dort wo Ameisen, Käfer, Spinnen und komische Geräusche des nachts zu hören sind, wenn man dort übernachtet. Ein Lager wird errichtet, Feuer wird gemacht, aus Totholz wird irgendwas Sinnvolles gebaut, Messer, Kocher, Sägen werden ausprobiert usw..
Leider war das alles nicht so meine Richtung. Als Tageshöhepunkt machte ich mir zum Schluss meistens ein Käffchen auf einem winzigen Gaskocher, aber das war's auch schon. Also nix mit Feuer, Lager oder Übernachtung. Aber genau das wollen die Bushcrafter sehen. Denen kommt es nicht auf schöne Bilder an, sondern eher auf den Inhalt. Action ist angesagt. Da kann die Aufnahmequali noch so schlecht sein, die Auflösung, die Lichtverhältnisse usw. noch so mies, jene Videos bekamen Likes und Abos. Das war der Beginn, bei dem ich anfing Vergleiche zu ziehen.
Ich sah lieblos zusammengeschusterte Videos, keine Nachbearbeitung bei Farbe, Schärfe, Kontrast, Unkenntnis was die Kameraeigenschaften und das Schnittprogramm anging ... einfach kein Bestreben sich weiterzuentwickeln. Kamera und Schnittprogramm sind für diese Leute ein notwendiges Übel. Die wollen sich nicht mit den Möglichkeiten von Cam und Software auseinandersetzen, was bei mir nicht der Fall war. Aber diese Videos hatten Erfolg.
Dagegen waren meine Videos die reinsten Kunstwerke, für die ich 5 - 8 Std. durch die Gegend gelaufen war, ständig auf der Suche nach Motiven, um dann zuhause mit viel Mühe ein ansehnliches Video zu fabrizieren, wobei schon das Finden einer passenden Musik ein Thema für sich war.
Nachdem das Video dann hochgeladen war und ich mit meiner Leistung auch oft zufrieden war, kam kaum Resonanz. Es waren immer die selben 10 Leutchen, die mir treu waren und Kommentare hinterließen, aber das kann's ja nicht sein. Ich verglich also meine Mühen und Videoqualität mit der von anderen und ich verstand die Welt nicht mehr. Ich machte uaf meinem Kanal Werbung für die anderen, aber für mich warb niemand. Ich musste mir Kanalwerbung anderer anschauen, die fast tote Kanäle weiterempfahlen. Mich empfahl niemand weiter.
Heute ist es so, dass ich allzugerne wieder Videos hochladen würde, aber ich werde sofort wieder gestoppt, wenn ich an die ausbleibende Anerkennung denke. Und die mus schon sein, wenn ich mir die Füße wund gelatscht habe, das Video manchmal 3 - 5 Mal hochlud, bis es mir auf YT gefiel, denn irgendwie war das immer heller als auf meinem PC.
Und da habe ich mich gefragt, für wen ich das eigentlich mache.
Ganz zum Schluss wollte ich nochmal durchstarten und abonnierte zig Kanäle einfach so. Ich hinterließ, wo es ging, Kommentare und versuchte immer wieder meine Videos interessant zu gestalten. Aber es half nix. Aus Frust machte ich dann ein "Abschiedsvideo", in dem alles rausbrach, was mir im Laufe der Zeit auf die Nerven ging, was mich ankotzte und auch was mich unzufrieden machte. Ein paar der Leute hatten mich verstanden, der Großteil nicht. Wobei ich sagen muss, dass solche Videos komischwerweise mehr Views brachten, als das normale.
Ich nahm da keine Rücksicht auf sensibele Seelchen, denn was ich bemängelte, waren keine Erfindungen und haben garantiert einige Leute verletzt.
Ich denke, schon an der Art wie ich schreibe, wird man erkennen, dass ich immer noch gefrustet bin, und auch dass ich evtl. jemand bin, der für die Welt auf YT nicht geschaffen wurde. Ich mache mir zu viele Gedanken, auch über Probleme anderer, was mir irgendwie im Blut liegt, und was mir oft Ärger einbrachte. Ich sehe zu oft die negativen Dinge, kaum Positives. Hab keine Ahnung woran das liegt. Aber bei den Videos aus der Community war das so. Der Inhalt war mir fast egal, nur die Quali musste stimmen. Die Bushcraftszene ist sowas wie eine große Familie, in der niemand dem anderen weh tun möchte, alles bei jedem ganz toll findet und Kritik ein Fremdwort ist, auch wenn das Video die reinste Zumutung sein sollte. Und wenn man sich mittendrin fühlt, meint man plötzlich ein Mitspracherecht zu haben, halt wie in einer WG.
Mich ödeten die immer selben Kommentare an, immer die selben Leute, die kommentierten. Die Leute, die unsinnige Anschaffungen tätigten, was man ja unbedingt auch zeigen musste. Alle fanden es gut, nur Einer wieder nicht, weil er kritisch war. Mich kotzte es an, wenn private Kanäle Werbung einblendeten, obwohl kein Anlass dafür in Sicht war. Mich kotzten Likes an, die man sich selbst gegeben hatte, was man anhand der entsrechenden Playlist leicht nachvollziehen konnte. Mich kotzte es an, wenn einer meinte, sich einen billigen Rucksack gekauft zu haben, um ihn anschließend teuer zu pimpen. Auch konnte ich Videos nicht mit ansehen, die immer den selben Inhalt hatten, aber Erfolg - Ein Mann geht in den Wald, kocht sich seinen Kaffee, bruzelt sein Kottelet oder seine Steaks, hängt stundenlang ab und man sieht nur das Lager, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Und das 3 - 5 Mal in der Woche. Booah eye ... welche Leute schauen sich sowas an und abonnieren den Kanal auch noch?
Die Bettelei um Geld fand ich ätzend, die unzähligen amazon-Links unter den Videos ... usw.
Ich werde es nie verstehen, aber denke, ich bin ganz sicher kein Mensch für YT.