Wackeln bei Schwenks

  • Hallo zusammen,


    ich mache seit einigen Monaten Kochvideos auf YouTube zum Thema Sushi. Bis jetzt habe ich immer ein Stativ benutzt und kaum Schwenks eingebaut. Vor kurzem war ich allerdings im Wald und habe Esskastanien gesammelt um daraus Sushi zu machen. ... Ja, es war tatsächlich sehr lecker ;)


    Bei den Schwenks habe ich kein Stativ verwendet, sondern die Kamera freihand geführt. Dabei die Ellenbogen auf dem Bauch aufgesetzt und versucht möglichst gleichmäßig und konstant zu filmen. Mit dem Ergebnis bin ich leider nur wenig zufrieden. Hier ein paar Beispiele ab Minute 1:30, 2:09 und 2:54. Das letzte war am Anfang ganz ok, der Rest ist leider sehr wackelig und verschwommen.
    https://www.youtube.com/watch?v=L0fNFn5iWiw


    Nach dem Upload zu YouTube hat mir YouTube direkt vorgeschlagen das Video zu "optimieren", ich habe auf zustimmen gedrückt und habe den Eindruck es wurde ein kleines bischen besser. Gibt es andere und bessere Möglichkeiten der Videonachbearbeitung?


    Oder ist es sinnvoller direkt bei der Aufnahme darauf zu achten? Ich habe einige steady cams / Schwebestative bis etwa 50 € gesehen, die gute Rezensionen haben. Würde sich so etwas lohnen?


    Ich hoffe, ihr könnt mir ein paar hilfreiche Tipps geben. Danke im Voraus!

  • Hey,


    sagt dir "SteadyCam" etwas? Ich benutze dazu das SteadyStativ von Neewer: http://amzn.to/2dU1K9Q (Reflink) für schlappe 69,99€ und das Ergebnis lässt sich echt sehen.
    Damit kannst Du quasi rennen und hast keine Wackler im Bild.


    Erfordert natürlich Übung, aber dazu gibts auch Video bei YouTube.


    NICHT MEIN VIDEO! Quelle: David Ams

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    (EDIT: Ich habe irgendwie deinen letzten Satz überlesen, du kennst also SteadyCams.)


    Bei Nachbearbeitung hast Du immer das Problem, dass das "AntiWackeln" superviel Auflösung wegnimmt und dein Bild "ranzoomt" um es zu entwackeln. Damit kann eine Totale schnell zu einer Nahaufnahme werden.
    Also nicht zu empfehlen.

    Brauchst Du offene und ehrliche Kritik zu deinen Videos?

  • Hey, eine SteadyCam ist nicht schlecht,
    aber ich meine man kann dies auch ohne einen zusätzlichen Kauf optimieren. Was ich aus Erfahrung als Tipp gerne gebe, falls deine Kamera ein Band hat, leg es um den Hals und spann es und so stabilisiert die Kamera ein wenig, aber natürlich hast du kann trotzdem noch keine perfekte Aufnahme. Man kann nachträglich mit Programmen wie Adobe Premiere Pro CC mit einem Effekt namens Verkrümmungsstabilisierer (der echt gut ist) Wackler wie in deinem Video ganz gut korrigieren, aber irgendwo kommt der auch an seine Grenzen. Die Optimierung von YT ist meiner Meinung naja nicht so gut und würde davon abraten da sie gern die Qualität des Videos senkt


    Ich hoffe ich konnte vlt ein bisschen helfen oder einen Denkanstoß geben.
    Mit freundlichen Grüßen
    Simon

  • Hallo Sushi-Liebhaber,


    es sind 2 Probleme, die bei Dir im Video zu sehen sind:


    1. Du zeichnest mit einer zu geringen Framerate auf, um die schnelleren Schwenks vernünftig abbilden zu können. Dadurch kommt das ruckhafte zustande. Hier kann es nur Abhilfe schaffen mit höherer Framerate aufzuzeichnen, zu rendern und hochzuladen, oder langsamer zu schwenken und dann in der Nachbearbeitung die Geschwindigkeit zu erhöhen. Allgemein gilt immer langsamer schwenken als man denkt, dass es gut wäre, beschleunigen kann man den Schwenk in der Nachbearbeitung immer, nur beim Verlangsamen fehlen Dir Bilder.


    2. Der Videokompression (sowohl in Deiner Kamera, also auch beim Rendern und beim Umwandeln durch Youtube) machen Schwenks besonders zu schaffen. Wenn Du Dir vorstellst, dass je nach Rendereinstellungen z.B. jedes 12. Bild als Vollbild neu aufgezeichnet wird und die nächsten 11 Bilder dann nur die Veränderung des Bildinhaltes im Vergleich zu dem Bild davor erfassen, dann ist klar, dass sich die Bildinhalte beim Schwenken besonders stark ändern. Das bedeutet aber auch bei vorgegebener Renderqualität (z.B. 8.000 kbit/s bei Full HD) muss der Codec die Bilder gröber rechnen mit gröberen Artefakten, um die Datenrate nicht zu überschreiten. Das passiert dann einmal in der Kamera bei der Aufnahme, ein zweites Mal, wenn Du es nach dem Schneiden renderst und ein drittes Mal, wenn Youtube es umwandelt. Zudem hat Youtube die Datenrate für FullHD Material reduziert, so dass Dir da weniger Bandbreite zur Verfügung steht.
    Abhilfe könnte hier sein Dein Full HD Material im Renderprogramm auf 4K aufzublasen und dann anschließend zu Youtube hochzuladen, da da dann größere Datenraten zur Verfügun stehen.


    Viele Grüße,
    Leo.

  • Vielen Dank an euch 3 für die nützlichen Tipps!


    Die Problematik mit dem Rendern ist super eklärt, danke für die ganzen Hintergründe! Ich werde folgendes probieren: Kamera mit Gurt um den Hals legen und straff halten, Ellenbogen auf dem Bauch aufsetzen und so möglichst "wackelfrei" filmen. Dann sehr langsame Schwenks drehen und im Nachhinein die Geschwindigkeit erhöhen. Aktuell nehme ich in 50p und AVCHD auf, mehr Bilder pro Sekunde kann meine Kamera leider nicht leisten.
    Falls die Tests keine wirkliche Verbesserung bringen werde ich mich intensiver mit den Schwebestativen beschäftigen. Ich habe mir das verlinkte Produkt mal angeschaut und viele weitere, die Auswahl natürlich extrem groß.


    Danke und schöne Grüße!

  • Welche Kamera nutzt Du zur Zeit? Bei einem Schwenk hilft Dir so ein Schwebestativ eigentlich nicht so viel weiter und 50 p sollten für einen ruckelarmen Schwenk ausreichen, kann es sein, dass Du zwar in 50p aufgezeichnet hast, aber nur in 25p gerendert? Für Schwenks ist ein Stativ mit Fluidkopf interessanter. Falls Du mal mit Deiner Kamera den Effekt eines Schwebestativs simulieren willst, könnte das hier interessant für Dich sein:

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    Ich finde die Variante das Stativ über zwei Beine zu kippen, wie im Video ab 0:35 gezeigt. Die Upsidedown Variante kann Dir auch bei Shots aus dem Fenster helfen, stabileres Material zu bekommen.

  • Ups, du hast Recht! In 25p gerendert ... so kann das natürlich nicht funktionieren. Danke!
    Das Stativ sieht sehr interessant aus, für Schwenks die ich zu Hause beim Sushimachen filme ist das sicherlich toll. Kann mir gut vorstellen die Zutaten oder das Endprodukt so in Szene zu setzen. Ein sanft laufender Videokopf ist ebenfalls super, kostet aber natürlich auch entsprechendes Geld.
    Aber ich denke beim Wandern z. B. ist das eher unpraktisch und ich bin mit einem Schwebestativ besser bedient, da ich einfach freier laufen kann.

  • Mit welcher Kamera zeichnest Du denn inzwischen auf? Immer noch mit Handy oder inzwischen mit DSLR (wenn ja, welche)?


    Ich bin mit meinem einfachen Stabilisator in Kombination mit meiner DSLR nicht so zufrieden, da die Tarierung sich bei Zooms immer ändert. Wenn Du einen Camcorder hast, der wenig Schwerpunktverlagerung beim Zoomen hat, ist das nicht so kritisch.


    Zudem sind größere Sensoren kritisch mit der Tiefenschärfe, da Du oftmals vom Licht her nicht die Blende beliebig weit zu machen kannst. Damit kann es sein, dass der Autofokus mit den Kamerafahrten nicht so gut zurecht kommt. Manuell nachregeln auf einem einfachen Stabi kannst Du vergessen. Also bleibt nur manueller Fokus, aber nach einmaligem Einstellen keine Veränderungen mehr. Dann entweder in die Entfernung fokussieren, oder in konstantem Abstand von dem Objekt entlang gehen (z.B. an Rebstockreihen).

  • Absoluter Schwachsinn. Kinofilme werden in 24p gezeigt, und auch diese scheinen flüssig. Die "Ruckler", von denen du hier sprichst, kommen nicht von der Framerate sondern von der Belichtungszeit. Bei einer Framerate von 24 oder 25 FPS solltest du in deiner Kamera eine Belichtungszeit (englisch: Shutter Speed) von 1/50s einstellen, bei einer Framerate von 50 FPS 1/100s und bei 60 FPS 1/120s. Das geht bei (vernünftigen) Apps übrigens auch am Handy, nicht nur an DSLRs, DSLMs o.ä..

  • Nein, wurde es nicht, glaub mir. In 100 FPS zu filmen macht absolut keinen Sinn - abgesehen davon kann das fast keine Kamera. Auch in 50 oder 60 FPS zu filmen macht nur bei Slow-Motion-Aufnahmen oder Videospielen Sinn, da es bei letzterem die sogenannte Motion Sickness gibt, die bei niedrigen Frameraten vermehrt auftritt. Ein real gefilmtes Video sieht in 24 oder 25 FPS am besten aus, mit einem schönen, leichten Kino-Look, und nicht wie ein billiges Home-Video. Ein ruckelfreier Schwenk ist bei richtiger Einstellung der Kamera bei dieser Framerate problemlos möglich.

  • Absoluter Schwachsinn. Kinofilme werden in 24p gezeigt, und auch diese scheinen flüssig. Die "Ruckler", von denen du hier sprichst, kommen nicht von der Framerate sondern von der Belichtungszeit. Bei einer Framerate von 24 oder 25 FPS solltest du in deiner Kamera eine Belichtungszeit (englisch: Shutter Speed) von 1/50s einstellen, bei einer Framerate von 50 FPS 1/100s und bei 60 FPS 1/120s. Das geht bei (vernünftigen) Apps übrigens auch am Handy, nicht nur an DSLRs, DSLMs o.ä..


    Das sehe ich anders. Die Belichtungszeit ist relevant für die Schärfe des einzelnen progressiven Frames und hat mit Ruckeln beim Schwenken erstmal nichts zu tun. Wenn Du langsam genug schwenkst sieht ein Schwenk bei 25 fps auch in Ordnung aus, je schneller der Schwenk aber ist, desto mehr kommst Du in die von mir beschriebene Problematik. Du kannst es ganz einfach im Schnittprogramm simulieren, indem Du eine Laufschrift einfügst, z.B: beim Abspann. Wenn Du das mit 25 fps renderst sieht es ruckelig aus, wenn Du es mit 50 fps renderst sieht es viel ruhiger aus.


    Ein Punkt, der bei Schwenks auch zu Schwierigkeiten führen kann, ist der Bildstabilisator einer Kamera, bzw. die nachträgliche Stabilisierung im Programm. Diesen sollte man bei horizontalen Schwenks sofern einstellbar (gibt aber nicht viele Kameras bei denen man das separat einstellen kann) nur vertikal arbeiten lassen, oder ausstellen und mit einem Stativ mit Fluidkopf arbeiten. Das Problem bei Bildstabilisatoren ist, dass sie versuchen ein Bild ruhig zu halten. Wenn Du schwenkst, denken sie erstmal, Du verwackelst zur Seite und versuchen das auszugleichen. Irgendwann ist der Ausgleichbereich physikalisch überschritten, weil die beweglichen Linsen oder der bewegliche Sensor, oder auch der Bildbeschnitt im Schnittprogramm am Anschlag des maximalen Ausgleichsbereichs sind, dann werden sie in Normalposition zurück gefahren, was zum Ruckler führt.


    Daher ist ja die Frage, mit welcher Kamera gefilmt wurde so wichtig. War der Bildstabilisator beim Filmen an? Hast Du das Bild softwaremäßig beruhigt im Schnittprogramm?

  • Hallo,


    vielen Dank an alle für die informativen Kommentare! Ich habe verstehe die Problematik jetzt viel besser und habe mich weiter eingelesen.


    Aktuell filme ich mit einer Sony Alpha 5100, bin sehr zufrieden. Manuel nachregeln und sanfte Schwenks schließen sich für mich glaube ich direkt aus. Der Autofokus der Kamera ist sehr schnell und zuverlässig, bei Schwenks oder Bewegungen (z. B. geradeaus laufen) ist mein Schärfebereich sehr groß. Damit habe ich gar keine Probleme.


    Generell würde ich gerne in einer höheren Framerate filmen (für Slow Motion), die Kamera gibt aber maximal 50/60 her. Diese sollte ich dann natürlich versuchen maximal zu nutzen. Da ich aber mit 2 Kameras filme (Sony Alpha 5100 + Smartphone) bin ich im Schnittprogramm durch das Smartphone (noch) begrenzt.


    Bildstabilisator werde ich das nächste Mal ausschalten, die Theorie überzeugt mich, in der Praxis muss ich es noch versuchen.


    Alles in Allem denke ich, dass die Kamera nicht das Problem ist, sondern ich selber ;) Nach einigen Tutorials auf YouTube konnte ich mir ein paar Tricks abschauen, wie man sanfter und gleichmäßiger geht und sich generell bewegt. Das werde ich das nächste Mal testen. Trotzdem bin ich von den wahnsinnig coolen Videos mit steady-cams sehr begeistert. Vielleicht werde ich mir nach ein paar Tests eine solche anschaffen.


    Ich berichte gerne, wie es weiter geht.

  • Bei vielen Schnittprogrammen kannst Du trotz 25 oder 30 fps das Video in 50 fps rausrendern. Bei den Smartphoneszenen wirst Du dann zwar eine Bilderverdopplung haben, die man aber nicht unbedingt sieht. Es gibt auch Schnittprogramme (meine Magix Video Pro X und Vide Deluxe können das, ich denke mal andere sind dazu auch in der Lage), die sich Zwischenbilder berechnen können, wenn Videomaterial mit höherer Framerate als aufgenommen gerendert wird.
    Dann kannst Du trotz 25 fps Material bei den Smartphoneaufnahmen das Video in 50 fps für bessere Qualität der DSLM Aufnahmen nutzen.

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